Jahresbericht 2013 - page 65

63
Studienstiftung international
»Es wird nie wieder so leicht sein,
ins Ausland zu gehen!«
Viola Schlossberger, 23 Jahre alt, studiert Medizin
und Philosophie/Japanologie in Heidelberg. Die
Auslandsförderung der Studienstiftung unterstützte
sie bei einem Praktikum in Mexiko, einer Famulatur
in der Türkei und zwei Semestern Studium in Japan.
Frau Schlossberger, Sie haben bereits
mehrere Auslandsaufenthalte mit der
Studienstiftung absolviert. Welcher war
der bislang eindrucksvollste?
Jeder Aufenthalt war auf seine Weise lehrreich
und bereichernd. In Mexiko habe ich zum ersten
Mal Medizin ohne High-Tech und aufwendige
Laboruntersuchungen erlebt. In der Türkei habe
ich eine unglaubliche Großzügigkeit und Wärme
erfahren und gleichzeitig viel über den Islam ge-
lernt. Und in der Ordnung, Disziplin und Schön-
heit Japans habe ich eine Kultur gefunden, der ich
mich inzwischen näher fühle als der deutschen.
Haben Sie bei der Planung und
während Ihrer Auslandsaufenthalte von
der Studienstiftung profitiert?
Besonders haben mir die Kontakte der Studienstif-
tung bei meinem Aufenthalt in Japan geholfen. Die
Keio-Universität, an der ich studiert habe, hat ein
Austauschprogramm mit der Studienstiftung. Viele
Professoren dort kennen daher die Studienstiftung
und begeistern sich für das Konzept, das es in Ja-
pan so nicht gibt. Entsprechend wurde ich bei der
Planung sehr unterstützt und auch während meines
Aufenthalts immer wieder von Professoren eingela-
den und gefördert. Dadurch ergaben sich auch viele
Kontakte zu japanischen Studenten, die Interesse an
Deutschland haben oder sogar dort studiert hatten.
Wie haben sich die Auslandsaufenthalte
auf Ihr weiteres Studium und Ihre Zukunfts-
pläne ausgewirkt?
Die Aufenthalte im Ausland haben mich natürlich
eines gekostet: Zeit. Nach der Regelstudienzeit wäre
ich jetzt schon fertig. Allerdings möchte ich keinen
einzigen Tag im Ausland dagegen eintauschen. In
Deutschland habe ich Fakten gelernt, die in Büchern
stehen – die Zeit im Ausland hat mich geprägt und
mein Leben verändert. Gleichzeitig hat das Studium
im Ausland und die Arbeit in Krankenhäusern in drei
so verschiedenen Kulturen auch meinen Blick auf die
Medizin verändert. Die Art und Weise mit Krankheit
und Tod umzugehen, ist in jeder Kultur verschieden.
Was raten Sie Stipendiaten, die noch keinen
Auslandsaufenthalt absolviert haben?
Mutig sein! Nicht überlegen, ob man die Credit
Points auch angerechnet bekommt. Eine Kultur
finden, für die man sich begeistert, eine Sprache,
für die man sich interessiert, egal wie exotisch sie
auch sein mag. Ich hatte Glück, dass mich sowohl
meine Familie als auch die Studienstiftung immer
unterstützt hat. Ich kann nur jedem empfehlen,
die Kontakte und die Förderung der Studienstif-
tung zu nutzen – es wird nie wieder so leicht sein,
ins Ausland zu gehen!
Interview: Eva Scholz
1...,55,56,57,58,59,60,61,62,63,64 66,67,68,69,70,71,72,73,74,75,...252
Powered by FlippingBook