Jahresbericht 2013 - page 97

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Alumni der Studienstiftung e.V.
rung und Expertise der Hamburger und
heißt sie herzlich willkommen!
In den Regionen findet der Großteil der
Initiativen und Aktivitäten statt: Gewähl-
te Koordinatorenteams regen mit großem
ehrenamtlichen Engagement Veranstal-
tungen vor Ort an, greifen Impulse aus
den Gruppen auf, stellen Finanzmittel des
Vereins für Aktivitäten zur Verfügung,
suchen den Kontakt zu den Stipendiaten-
sprechern der Studienstiftung, geben teil-
weise eigene Newsletter heraus und füllen
die regionalen Seiten im AlumniNet mit
Leben. Die Veranstaltungen sind dabei
auch für Nicht-Mitglieder geöffnet, wobei
Austausch mit tunesischen Studenten
Im Fernsehen sehen wir aufrüttelnde Bilder von
Flüchtlingen, die in viel zu kleinen Booten versu-
chen, über das Mittelmeer nach Europa zu gelangen,
auf der Suche nach einer besseren Zukunft. Tunesien
ist einer der Ausgangspunkte dieser gefährlichen
Überfahrten. Da sollte es möglich sein, eine ganze
Gruppe tunesischer Studenten nach Deutschland
einzuladen? Bei unserem ersten einwöchigen Tref-
fen im Herbst 2012 in Tunis waren wir – 14 Stipen-
diaten und sechs Alumni der Studienstiftung – von
der tunesischen Gruppe aus 14 Studenten mit einer
Welle aus Herzlichkeit und interkulturellem Interesse
empfangen worden. Diese sollte nun weiter rollen
– erst recht nach den turbulenten Entwicklungen in
Tunesien seit unserem ersten Besuch: zwei Politiker-
morde, verschobene Wahlen, aber auch hoffnungs-
volle Signale für eine neue Verfassung.
Am 11. September 2013 begann der einwöchige
Workshop in Köln mit einem enthusiastischen Wie-
dersehen von zwölf tunesischen Studenten, zehn
Stipendiaten und vier Alumni. Vor dem Hintergrund
der Debatte um Armutseinwanderung und Extremis-
mus waren wir froh, dass unsere Gruppe durchweg
herzlich willkommen war: in der Moschee in Eh-
renfeld, in der Kunstgalerie und auch mit lauthals
gesungenen arabischen Volksliedern in der U-Bahn.
In zwei Arbeitsgruppen bearbeiteten wir die The-
men „Wirtschaft, Entwicklung und der Staat“ so-
wie „Deutschland, Europa, Tunesien – Partner und
Nachbarn?“. Dabei gab es neben den fachlichen
Diskursen auch Raum zur Reflexion über die eigene
Identität und über Vorurteile gegenüber sich selbst,
etwa „Als Tunesier kann man nicht pünktlich sein“.
Für viele junge Tunesier spielt Religion eine große
Rolle im Privatleben – in der Politik hingegen ist laut
einer anonymen Umfrage unter allen Teilnehmern
der direkte Einfluss weder von Deutschen noch von
Tunesiern erwünscht. Schwache Wirtschaft und so-
ziale Ungleichheit, die beiden größten tunesischen
Revolutionstreiber, sorgen für Unzufriedenheit.
19 der 20 befragten Teilnehmer glauben jedoch
daran, dass jeder Bürger die Politik seines Landes
beeinflussen kann.
Den mit den beiden Veranstaltungen der vergange-
nen Jahre gestarteten Austausch zwischen Deutsch-
land und Tunesien möchten wir nun mit neuen Teil-
nehmern fortführen. Die Suche nach einer besseren
Zukunft ist ein tiefes und überlebensnotwendiges
Bedürfnis des Menschen. Wir sind stolz, dass wir es
geschafft haben, einen Teil dieses Weges über Gren-
zen hinweg gemeinsam zu gehen.
Hella Riede (Regionalgruppe Mainz/Wiesbaden)
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