Jahresbericht 2013 - page 34

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Blickpunkt: Gesellschaftliches Engagement
heit, Sinn oder Achtsamkeitsmeditation wie MBSR
(Mindfulness Based Stress Reduction). Alles Dinge,
die wir teuer nachschulen, wenn die Leute ausge-
brannt sind, statt sie gleich im Kindergarten und
der Schule anzubahnen. Meine Stiftung „Humor
hilft heilen“ finanziert einen Pädagogen, der Un-
terrichtsmaterial für soziales Lernen, Gesundheit
und positive Psychologie in der Schule erstellt und
in der Praxis testet. Wenn man bedenkt, dass wir
eines der reichsten Länder der Welt sind, bei der
Zufriedenheit aber nie über das Mittelmaß hinaus-
kommen, haben wir offenbar Nachholbedarf. Auch
in der Versorgungsforschung. Es ist viel einfacher,
ein Medikament zu testen als zu untersuchen, ob
ein Humortraining depressiven oder psychosoma-
tisch Erkrankten hilft. Und wenn es nichts zu ver-
markten gibt, fehlt es an Fördermitteln. Forschung
ist teuer, ich habe beispielsweise für die Erstellung
eines Online-Glückstrainings über 50.000 Euro in-
vestiert und weitere 50.000 um die Wirkung zu-
sammen mit Gesundheitswissenschaftlern der Uni
Coburg an gestressten Callcenter-Mitarbeitern auch
zu bestätigen. Staatliche Förderung und Drittmittel
gibt es aber leichter für den 100. Betablocker oder
einen abgefahrenen Gentest. Ich möchte dazu
beitragen, dass die schwer greifbaren Kräfte von
Lachen, gemeinsamem Singen, Tanzen und jedem
anderen Ausdruck von Lebensfreude wieder ernst
genommen und gefördert werden.
Wie sollte man Menschen zusammenbringen,
die gesellschaftlich etwas bewirken möch-
ten? Welche Rolle kann die Studienstiftung
dabei spielen?
Wie wäre es mit einer Sommerakademie „Sozia-
le Innovation“? Oder einer Internetplattform, wo
ehemalige Stipendiaten ihren gut geförderten Kopf
„verleihen“? Denn oft bringt ein Blick von außen
mit Liebe und praktischer Beratererfahrung viel für
ein Projektmanagement. Die Studienstiftung könnte
auch allen Alt-Stipendiaten aus ihren Archiven ihre
Bewerbungsunterlagen von früher rauskramen und
zuschicken. Manchmal hilft es, sich daran zu erin-
nern, was man mit 20 wusste und vom Leben wollte.
Dafür ist es zum Glück nie zu spät.
Interview: Katja Fels
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