Programmheft 2014 - page 88

Akademie Neubeuern
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Arbeitsgruppe 7
Körper - Raum - Identität
Leitung
Prof. Dr. Ulrike Steierwald
Institut für Deutsche Sprache, Literatur und ihre Didaktik,
Universität Lüneburg
PDDr. Ruth Neubauer-Petzoldt
Neuere deutsche Literaturgeschichte, Universität Erlangen-
Nürnberg
Teilnehmer
Studierende der Geistes- und Kulturwissenschaften
Wenn wir davon ausgehen, dass alle Erzählungen – textuelle, bildliche oder theatrale –
Konfigurationen sind, also physiologische oder psychologische Entitäten im Raum ent-
werfen, bleibt die Frage spannend, wie sie dies in der Relation ‘Körper’ und ‘Identität’
modellieren. Dabei spiegelt das Verhältnis von Körper und Raum deren gegenseitige se-
miotische und kulturelle Bedingtheit. Seit geraumer Zeit sind Körper, Raum und Identität
in der narrativen Ästhetik im Fokus kulturtheoretischer Fragestellungen. Nachdem sie zu-
nächst in den Bewegungskünsten Theater, Tanz, Film und auch in den Bildwissenschaften
im Mittelpunkt standen, wurden sie in den letzten Jahren für produktions- und rezepti-
onsästhetische Studien der Literaturwissenschaft relevant. In Rekurs auf Erich Auerbach
und Paul Ricœur wird das Konzept der ‘figura’ und ‘configuration’ auch für eine erneu-
erte Erzähltheorie interessant. Dabei ist das Phänomen der Selbstbezüglichkeit einerseits
Garant für Verkörperungen, andererseits werden die Erzählungen gerade durch die unab-
schließbare Reflexion solcher Selbst-Entwürfe und ihr potenzielles Scheitern angetrieben.
So lauert in der Behauptung der physiologischen Einheit ‘Mensch’ immer schon die Kon-
figuration von deren Widerpart: die Puppe, der Automat, die Gestaltwerdung des künstli-
chen Menschen. Für alle ‘Figuren’ gilt: Jede Körperlichkeit ist der Disponierung und Ver-
fügung, der Zerstörung bzw. Sterblichkeit ausgesetzt.
Literaturbeispiele: E.T.A. Hoffmann: Der Sandmann, Mary Shelley: Frankenstein or The
modern Prometheus, Franz Kafka: In der Strafkolonie, William Gibson: Newroman-
cer, Herta Müller: Atemwende, Kathrin Schmidt: Du stirbst nicht, Sibylle Lewitscharoff:
Montgomery
Filmbeispiele: Being John Malkovich (Spike Jonze), The Truman Show (Peter Weir), The
Matrix (Lana und Andrew Wachowski), The Hours (Stephen Daldry)
Inszenierungen/Choreographien (Aufzeichnungen) von Michael Thalheimer, Robert
Wilson, Pina Bausch
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