Programmheft 2014 - page 33

Akademie Annecy
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Arbeitsgruppe 6
Transitorik vs. Monumentalität
Leitung
Prof. Dr. Christian Freigang
Arbeitsbereich Architekturgeschichte
Kunsthistorisches Institut, Freie Universität Berlin
PDDr. Markus Dauss
Kunstgeschichtliches Institut, Universität Frankfurt/Main
Teilnehmer
Studierende aller Fächer
Architektur ist in einem verbreiteten Verständnis immobil und fest, ja auf ewig dauerhaft
und monumental. Eben daraus begründen sich vielfältige Ansprüche, Architektur als Trä-
gerin von Kontinuität in die Vergangenheit wie die Zukunft zu sehen. Mit Anbruch der
industriellen und infrastrukturellen Moderne ab 1800 entsteht eine neue Art der Architek-
tur: Sie artikuliert sich in Bautypen wie Bahnhöfen, Ausstellungs- oder Fertigungshallen
Räume, deren Funktion primär transitorischer Natur ist. Menschen, Maschinen und Wa-
ren sollen hier zirkulieren, distribuiert oder auch temporär zwischengelagert werden. Ver-
zeitlichung und Beschleunigung der logistischen Vorgänge verflüssigen den klassischen
Begriff von Monumentalität. Im Konzept einer potentiell universellen Vernetzung werden
räumliche Begrenzungen explizit gesprengt. Konkret manifestiert sich das in neuen, selbst
industrialisierten und rationalisierten Konstruktionsweisen, die Innen- und Außenraum
vernetzen. Die neue ökonomische Ordnung der Moderne generiert so auch eine neue Ar-
chitekturästhetik. Mit der Transformation der westlichen Hemisphäre zum Standort von
global operierenden Dienstleistern und der Dominanz dispositiver Prozesse wird dieser
Prozess der ‘Verflüssigung’ noch gesteigert: Die Terminals von Airports etwa, ‘hubs’ im
globalen Punktraum, aber auch die neue Sprache von Hochhäusern (etwa dem Torre Ag-
bar) in sogenannten Global Cities, verdeutlichen das.
In unserer Arbeitsgruppe soll diskutiert werden, welche (Dis-)Kontinuitäten zwischen
der Architektur/dem Urbanismus der Moderne und dem Zeitalter der Globalisierung in
Absetzung von gegengerichteten Auffassungen bestehen. Hilfreich mögen dabei antago-
nistische Begriffe wie fest/flüssig, monumental/transitorisch und lokal/global sein. All-
gemeines Ziel ist, die Mehrdimensionalität architektonischer Produktion und Diskurse
zu durchdringen und fruchtbar in anderen Disziplinen, z. B. Literaturwissenschaft, Ge-
schichte, Kunst, Architektur etc. wirksam werden zu lassen.
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