Programmheft 2014 - page 200

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Gesellschaftswissenschaftliches Kolleg
5. Bildung als schöpferische Reflexion –
Bedingungen und Möglichkeiten gesellschaftlichen
Umdenkens am Beispiel der Ökonomie
Leitung
Prof. Dr. Silja Graupe
Juniorprofessorin für Philosophie und Wirtschaft, Alanus
Hochschule für Kunst und Gesellschaft / Kueser Akademie für
europäische Geistesgeschichte
Prof. Dr. Harald Schwaetzer
Institut für philosophische und ästhetische Bildung, Alanus
Hochschule für Kunst und Gesellschaft / Kueser Akademie für
europäische Geistesgeschichte
Angesichts der fortschreitenden Anonymisierung und Standardisierung aller Gesellschafts-
bereiche – von der Wirtschaft über die Medizin und das Recht bis hin zur Bildung – wird
der Ruf nach einem Umdenken lauter, nicht zuletzt auch in den Wissenschaften.
„What is
missing from the policy analyst’s tool kit – and from the set of accepted, well-developed theories
of human organization – is an adequately specified theory of collective action whereby a group
of principals can organize themselves voluntarily”
(E. Ostrom). Warum aber gelten speziell
dem ökonomischen Mainstream Denkweisen zwischenmenschlicher Sozialität als
„inco-
herent ramblings on solidarity“
(V. Pareto)? Inwieweit verbergen sich dahinter Probleme
des modernen Wissenschaftsverständnisses allgemein? Wie müssen wir in Wissenschaft
und Gesellschaft neu denken lernen, um weiterhin zusammenleben zu können?
Die Arbeitsgruppe untersucht Bedingungen und Möglichkeiten der Bildung, um die zur
Beantwortung dieser Fragen notwendigen Einsichten und Fähigkeiten zu entwickeln. Er-
stens untersuchen wir im Kontext der Bildungsphilosophie, wie Bildung befähigen kann,
sich Denkstilen, Paradigmen und Methoden sowie ihrer gestalterischen Potentiale bewusst
zu werden. Zweitens legen wir wissenschaftsgeschichtlich und -theoretisch die unausge-
sprochenen Voraussetzungen des ökonomischen Imperialismus mit Schwerpunkt auf Fra-
gen zwischenmenschlicher Sozialität offen. Wir untersuchen, welche Haltungen die ökono-
mische Bildung zu dieser Sozialität implizit prägt. Drittens gehen wir geistesgeschichtlich
der Frage nach, inwieweit Bildungsprozesse in den modernen Geistes- und Naturwissen-
schaften diese Voraussetzungen und prägenden Einflüsse teilen. Hierfür wenden wir uns
u.a. der Geschichte ‚wissenschaftlicher Objektivität‘ zu. Viertens geht es um Alternativen:
Wie lässt sich ein Denken der Geselligkeit bilden? Inwieweit setzt dies ein Denken in Ge-
selligkeit voraus? Wie kann Bildung ihrer Aufgabe gerecht werden, eine Wissenschaft vom
Menschen für Menschen zu entwerfen? Die Arbeitsgruppe richtet sich an Studierende aller
Fächer, die sich für eine Erneuerung sozialen Denkens interessieren sowie für die Bedeu-
tung von Bildung in diesem Prozess. Zudem sollten Sie bereit sein, sich intensiv mit den
Grenzen ökonomischen und wissenschaftlichen Denkens allgemein zu beschäftigen und
im interdisziplinären Kontext an einer Überwindung dieser Grenzen zu arbeiten.
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