Programmheft 2014 - page 171

Akademie Salem im Max Weber-Programm Bayern
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Arbeitsgruppe 6
Epochen und Epochenwenden:
1789–1814 / 1889–1914 / 1989–2014
Leitung
Dr. Erik Schilling
Institut für deutsche Philologie, Universität München
Department of Germanic Languages and Literatures,
Harvard University
Dr. Hendrik Schlieper
Institut für Romanische Sprachen und Literaturen, Universität
Duisburg-Essen
Teilnehmer
Studierende der Literatur- und Kulturwissenschaften sowie an-
grenzender Fächer (z.B. Geschichte, Kunstgeschichte, Philoso-
phie, Theologie); auch interdisziplinär interessierte Studierende
anderer Fächer
Gibt es Epochenwenden? Geht man von der Etymologie aus, entpuppt sich der Begriff
als Tautologie – bezeichnet epoch
ē
im Griechischen doch gerade den Einschnitt, die
Zäsur, die Wende. Im Spannungsfeld zwischen dem Verständnis von Epoche als
ruptu-
re
(Foucault) und dem etablierten Epochenbegriff, der einen weitgehend homogenen,
von der Dominanz bestimmter (etwa literarischer) Charakteristika geprägten Zeitraum
beschreibt, möchte sich die literatur- und kulturwissenschaftlich ausgerichtete Arbeits-
gruppe positionieren. Für die drei genannten Phasen bietet sich eine solche heuristische
Perspektive deswegen an, weil jeweils eine Konkurrenz verschiedener literarischer, intel-
lektueller und gesellschaftlicher Strömungen zu beobachten ist, die zu einem komplexen
Miteinander von Brüchen und Kontinuitäten führt.
Anhand paradigmatischer Texte – Kleists Erzählungen, Musils „Der Mann ohne Eigen-
schaften“ und Kehlmanns „Die Vermessung der Welt“ – soll herausgearbeitet werden,
welche jeweils spezifischen Gründe dazu führen, dass (zufällig oder nicht) gerade die 25
Jahre um die Jahrhundertwenden 1800, 1900 und 2000 gleichermaßen als Epochen und
als Epochenwenden beschrieben werden können, ja aus dieser Spannung vielleicht sogar
ihr historisches Selbstverständnis und ihr ästhetisches Potential gewinnen. Ausgehend von
den genannten und weiteren literarischen Texten werden primär ästhetische und poli-
tisch-historische Diskurse untersucht; ferner werden auch literaturtheoretische, philoso-
phische und historiographische Aspekte sowie die Kunst- und Wissensgeschichte in den
Blick genommen.
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