Cristian Ortega Singer/Die WG: „Menschen die Möglichkeit geben, ihre Talente zu entfalten“

Durch Corona sind viele kulturelle Einrichtungen und Angebote weggefallen. Das ist schade für das Publikum und tragisch für Kulturschaffende.  Cristian Ortega Singer (23) hat deshalb zusammen mit anderen Engagierten aus ganz Deutschland „Die WG“ gegründet, ein digitales Kulturzentrum für Personen und Gruppen, die sich austauschen und vernetzen möchten.

Was hat Sie zu Ihrem Engagement motiviert?

Die WG vereint die Themen, die mir wichtig sind: Inklusion, Zugänglichkeit und demokratische Partizipation in kulturellen Räumen. Als virtuelles Kulturzentrum ermöglicht mir Die WG meine ehrenamtliche Arbeit im Rahmen der Nachwuchsförderung im Bereich des kreativen Schreibens mit einer niedrigschwelligen digitalen Lesebühne weiterzuführen und neue, vielleicht sogar barrierefreiere Wege des kulturellen Austausches zu lernen und zu pflegen. Auch der überregionale Austausch hat großes Potenzial.

Wie funktioniert Die WG?

Die WG ist ein virtuelles Kulturzentrum, in dem man sich überregional austauschen und vernetzen kann. Ziel ist es, Menschen die Möglichkeit zu geben, sich weiterzuentwickeln und ihre Talente zu entfalten. Dies geschieht zum einen durch die Partizipation an den Angeboten von Die WG, zum anderen durch Unterstützung bei der Durchführung eigener Projekte wie zum Beispiel einer Online-Lesebühne oder einem internationalen Spieleabend. Die Angebote sind für alle offen und kostenlos.

Wie bringen Sie sich konkret ein?

Die jahrelangen Erfahrungen als Künstler, Workshopleiter und Veranstalter einer Lesebühne kann ich nutzen, um organisatorisch-beratend die vielfältigen Angebote zu unterstützen, zu einem positiven Auftrittsklima beizutragen und auch als Künstler den Teilnehmenden Freude zu bereiten.

Was haben Sie bislang bewirkt?

Als virtueller Raum dient Die WG als Begegnungsort und sogenannter safe space. In der aktuellen Situation ist es wichtig, Routinen und Strukturen anzubieten, die ein positives Miteinander ermöglichen. Aktuell gibt es, neben einem allgemeinen Kommunikationsraum, regelmäßige Kochkurse, gemeinsames Frühstücken und Sport, internationale Spieleabende, eine niedrigschwellige Lesebühne und viele weitere Aktionen, die von der wachsenden Servercommunity von rund 250 User*innen wahrgenommen werden.

Was war Ihre bislang prägendste Erfahrung?

Die sicherlich prägendste Erfahrung war der Livestream unserer Lesebühne „Kreatives Quarantäne Potenzial“, bei der Poet*innen aus ganz Deutschland ihre Herzenstexte vorlasen oder ihre selbstgeschriebenen Lieder sangen und ein diverses Publikum mit Freude im Livechat und in der Afterparty Anerkennung und Dankbarkeit äußerten. Dabei waren auch Poet*innen, die die Chance nutzten, das erste Mal auf einer öffentlichen Bühne zu „stehen“. Ein emotionaler Höhepunkt in einer Zeit ohne physische Bühnen.

Wie sieht das Team aus und wie läuft die Zusammenarbeit?

Das Team besteht aus jungen Menschen aus verschiedenen Städten in ganz Deutschland, die überwiegend schon in anderen Projekten aktiv waren, weshalb die Zusammenarbeit sehr gut läuft. Die komplette Organisation des Projekts ist nach dem Leitsatz der Transparenz für die User*innen einsehbar und die Arbeitsstruktur ist flach und kollaborativ.

Was sind nächste Ziele?

In nächster Zeit wollen wir weiter neue und regelmäßig stattfindende Veranstaltungen in Die WG bringen. Außerdem freuen wir uns immer über neue Mitbewohner*innen. Als kultureller Raum ist Die WG auch weiterhin ein Raum für eigene soziale und kreative Projekte und wir unterstützen alle mit Motivation und Ideen.

Was benötigen Sie, um Ihr Projekt in Zeiten von Corona erfolgreich zu gestalten beziehungsweise wie können interessierte Personen Ihr Projekt konkret unterstützen?

Um möglichst viele potenziell interessierte Menschen über uns zu informieren, sind wir sehr dankbar dafür, wenn Die WG weiter über verschiedene Kanäle Aufmerksamkeit bekommt. Bei unseren regelmäßigen Organisationstreffen können sich darüber hinaus alle Interessierten daran beteiligen, unser WG-Leben lebendig zu gestalten und weiterzuentwickeln.

Cristian Ortega Singer (23) studiert Digitale Geistes- und Sozialwissenschaften an der FAU Erlangen-Nürnberg und ist Stipendiat der Studienstiftung.

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