Krystian Teodor Lange/ CovidVoices: „Ich will den Moment für die künftige Generation festhalten“

Krystian Teodor Lange (26 ) studiert im Master Public Policy in Harvard, und hat das Projekt CovidVoices gegründet, um Personen zuzuhören, die über ihr Leben in der Corona-Krise berichten. Mit Filmen werden Menschen in allen Bundesstaaten der USA portraitiert, die der besonderen Situation eine persönliche Stimme geben. Für die weiteren Filme braucht das Projekt Kontakte und finanzielle Unterstützung.

Herr Lange, was hat Sie zu Ihrem Engagement motiviert?

Ich liebe es, Menschen zuzuhören und von ihnen zu lernen. Ich glaube, dass jeder Mensch etwas Wichtiges zu teilen hat. Entsprechend groß war meine Frustration, als es in der COVID-19-Krise nie um Menschen, sondern immer nur um Zahlen und Fakten ging. Ich habe beschlossen zu handeln: Ich kombiniere meine Leidenschaft fürs Zuhören mit meiner langjährigen Passion für Film.

Worum geht es bei CovidVoices?

Täglich bekommen wir Corona-Updates. Täglich sehen wir neue Zahlen und Fakten. Täglich verlieren Menschen ihre Arbeit, trauern um ihre Liebsten und sorgen sich um ihre Zukunft. Aber nie sehen wir ein Gesicht oder hören eine Stimme. CovidVoices ändert das. Hierfür reise ich durch die USA und spreche in jedem Bundesstaat mit Menschen über eine grundlegende Frage: „Was ist Deine Geschichte und wie hat COVID-19 sie beeinflusst?“ Die Inhalte werden in Videos und Podcasts festgehalten und über unsere Website bzw. YouTube mit der Welt geteilt.

Wie bringen Sie sich konkret ein?

Da CovidVoices mein Herzensprojekt ist, bin ich in erster Linie dafür verantwortlich, dass wir vorankommen. Ich nehme den Kontakt zu den Menschen auf, plane die Gespräche, reise zu den Menschen und nehme die Videos auf. Und am allerwichtigsten: Ich bin dafür verantwortlich, dass die Geschichten so dargestellt werden, wie meine Gesprächspartner*innen es sich wünschen. Dennoch wäre all das unmöglich, ohne ein wundervolles Team, das mich unterstützt.

Wie sieht denn Ihr Team aus und wie läuft die Zusammenarbeit?

Ein solches Projekt kann man nicht alleine stemmen. Aus diesem Grund bin ich unendlich dankbar, die wundervolle Unterstützung von meinem Team zu haben. Nora kümmert sich ums Schneiden. Franzi bereitet die Social Media Kanäle vor. Sebastian kümmert sich um diverse technische Fragen. Skuuuuth steuert die Musik bei. Und Paul hilft überall, wo eine helfende Hand gebraucht wird.

Was haben Sie bislang bewirken können?

Im Großen und Ganzen wahrscheinlich noch nicht viel. Aber im Kleinen dafür umso mehr. Für den Fischer aus Maine, den Kinobesitzer aus Vermont und den Catering-Betreiber aus New Hampshire war es das erste Mal, dass jemand Interesse an ihrer Situation gezeigt hat. Langfristig möchten wir Entscheidungsträger*innen bei der Entscheidungsfindung helfen; den Moment für künftige Generationen festhalten; und Dich dazu animieren, bei der älteren Dame im dritten Stock nachzufragen, ob sie was braucht.

Was war Ihre bislang prägendste Erfahrung?

Baolang, Luke, James, John (#1), John (#2), Staci, Jamal, Justin, Craig, Sean, Sarah, Gretchen, Amy, Bill und Kevin. Es war unglaublich prägend, jede einzelne dieser Personen persönlich kennenzulernen. Ich möchte jeder dieser Personen danken, dass sie sich geöffnet haben, dass wir gemeinsam gelacht haben, und dass sie vor mir geweint haben. Danke, dass ihr an die Bedeutung eines jeden einzelnen Menschen glaubt und für so viele sprecht, die nicht gehört werden.

Was sind nächste Ziele?

Die nächsten Ziele sind relativ klar: Vier Staaten sind abgefilmt, 46 weitere folgen. Nächste Woche geht es nach Connecticut und Rhode Island, dann nach New York und Pennsylvania und dann immer weiter bis nach Alaska und Hawaii.

Wie können interessierte Personen Ihr Projekt konkret unterstützen?

Bisher finanziere ich das Projekt mit meinen Ersparnissen. Eine Auflistung aller Ausgaben ist auf unserer Website. Da jeder Staat uns ca. 300 USD kostet, ist Geld ein limitierender Faktor. Es ist einfach kleine Unternehmen zu finden. Es ist schwierig, Personen zu finden, die gerade ihre Arbeit verloren haben oder anderweitig von COVID-19 betroffen sind. Wir sind dankbar für alle Kontakte in den USA! Wir sind dankbar für jegliche Unterstützung im Team! Schreib uns, wenn Du mitmachen willst.

Krystian Teodor „Teddy“ Lange (26) studiert nach einem Bachelor in Chemie und BWL an der Universität Düsseldorf nun einen Master of Public Policy an der Harvard University. Er ist Stipendiat der Studienstiftung.

Weitere Informationen