Sofie Engels/ExCoronaHilfe: „Wir möchten die positiven Aspekte der Situation vor Augen halten“

Mit Hilfe der gemeinnützigen Gesellschaft für gesundes Altern und Prävention hat Sofie Engels die Initiative ExCoronaHilfe Deutschland gegründet und baut ein Netzwerk von Covid-19-Genesenen auf, die jetzt als immun gelten. Diese sollen wichtige Aufgaben übernehmen, zum Beispiel Besuchsdienste, Erfahrungsaustausch und Informationsvermittlung.

Was hat Sie zu Ihrem Engagement motiviert?

Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass sich außergewöhnliche und herausfordernde Zeiten am konstruktivsten bewältigen lassen, wenn sich möglichst viele Menschen solidarisch zusammentun und jede*r seine Kenntnisse und Fähigkeiten in eine gemeinsame Sache einbringt. Gleichzeitig halte ich es auf nachhaltige Weise für psych(olog)isch hilfreich, sich gerade in Krisen bewusst die positiven Aspekte der Situation vor Augen zu halten, auf diese zu fokussieren und daraus neue Kraft zu schöpfen.  

Wie funktioniert die ExCoronaHilfe?

Wir wollen den solidarischen Zusammenhalt unserer Gesellschaft stärken und das entstandene Potenzial von über 170.000 Genesenen wecken und bündeln. Gestärkt durch die Erfahrung, die Krankheit überwunden zu haben, können sie anderen helfen. Konkret bedeutet das zum Beispiel: Besuchsdienste für isolierte Menschen, die unter Quarantäne stehen, Erfahrungsaustausch von Genesenen und Erkrankten oder Informationen zu Krankheit und Krankheitsverlauf, Antikörpertests und Immunität.

Wie bringen Sie sich konkret ein?

Ich unterstütze Covid-19-Genesene bei der Verarbeitung der erlebten Stigmatisierung, bei Aufklärung über Antikörpertests und bei der Koordination des Projektteams. Hierbei hilft mir mein theoretisches Hintergrundwissen aus dem Studium und die Praxiserfahrung durch meine Coaching-Tätigkeit

Was haben Sie bislang bewirkt?

Wir haben bereits eine Reihe von genesenen Personen für die Antikörperspenden gewinnen können. Nach überstandene Erkrankung und die Bildung von Antikörpern kann eine  Blut-/Plasma-/Lymphozytenspende Schwererkrankten eine passive Immunisierung und damit einen milderen Krankheitsverlauf ermöglichen. Außerdem haben wir diese Personen bei ihrer Rückkehr in den Alltag und die Gesellschaft begleitet und unterstützt.

Was war Ihre bislang prägendste Erfahrung?

Ein Ehepaar hatte sich beim Urlaub in einem Risikogebiet infiziert, aber selbst kaum Symptome. Ein Elternteil, welches sie zuhause pflegten, steckte sich an und verstarb tragischerweise an den Folgen der Covid-19-Erkrankung. Sie teilten uns mit, wie gut es ihnen tat, dass sie jetzt zumindest nach ihrer Genesung anderen helfen können.

Wie sieht das Team aus und wie läuft die Zusammenarbeit?

Wir sind mit einem kleinen Kernteam gestartet und haben nun noch einige engagierte ehrenamtliche Helfer*innen dazu gewinnen können, unter anderem als Regionalkoordinator*innen. Ohne das Engagement jeder und jedes Einzelnen wäre unser Projekt so nicht möglich. Die Zusammenarbeit läuft sehr respektvoll und wertschätzend ab.

Was sind nächste Ziele im Projekt?

Wir möchten unsere Hilfsangebote verstetigen, um dadurch – im Falle einer zweiten Infektionswelle, die uns hoffentlich allen erspart bleibt – schnell und konstruktiv reagieren zu können.

Wie können interessierte Personen Ihr Projekt konkret unterstützen?

Wir benötigen derzeit vor allem noch Unterstützung beim Bekanntmachen des Projekts; außerdem können Personen uns durch monetäre Spenden, Blutspenden und bei der Vernetzung unterstützen. Wir freuen uns auch über weitere Engagierte, die unsere Arbeit ehrenamtlich als Regionalkoordinator*innen mitgestalten möchten.

Sofie Engels studiert Bildungswissenschaft und Psychologie an der Universität Heidelberg und ist Stipendiatin der Studienstiftung.

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