Johannes Kreutz/IMIS: „Es ist einfach unglaublich, was sich in 48 Stunden erreichen lässt“

Johannes Kreutz (20) möchte im Team Gesundheitsämter bei der Verwaltung und Nachverfolgung von COVID-19-Fällen unterstützen. Das hierfür programmierte Infektionsmelde- und Informationssystem (IMIS) entstand beim #WirVsVirus-Hackathon der Bundesregierung und sucht weitere Freiwillige zur Skalierung und Professionalisierung der Software.

Herr Kreutz, was hat Sie zu Ihrem Engagement motiviert?

Der Beginn der Coronakrise war für uns alle eine vollkommen neue Situation, die die gesamte Gesellschaft in vielen Bereichen an ihre Grenzen gebracht hat. Doch im Vergleich zu vergangenen Krisensituationen haben wir 2020 einen entscheidenden Vorteil: Digitale Lösungen bieten uns vielfältige neue Möglichkeiten, uns zu vernetzen, aus Daten zu lernen und uns großflächig zu organisieren. Durch den #WirVsVirus-Hackathon kam ein engagiertes Team zusammen, das gemeinsam schnell aktiv wurde.

Bitte beschreiben Sie uns näher, was IMIS genau macht!

IMIS bietet Gesundheitsämtern eine Softwarelösung zur Verwaltung aller COVID-19 Fälle. Mittels einer übersichtlichen Weboberfläche können die Mitarbeiter*innen Fälle einsehen und bearbeiten, Quarantäne anordnen und Testergebnisse auswerten. Sie benötigen daher nur einen Bruchteil der Zeit im Vergleich zu den bisherigen Lösungen.

Wie bringen Sie sich konkret ein?

Für das IMIS-Team habe ich im Bereich der Kommunikation mit Verantwortlichen aus Politik und dem Gesundheitswesen sowie bei der Erstellung von Präsentationsfolien mitgearbeitet. Obwohl ich Informatik studiere, habe ich zum Code von IMIS nur wenige Zeilen beigetragen und mich zur Abwechslung lieber anderweitig eingebracht. Dies kann sich in der nächsten vorlesungsfreien Zeit aber noch ändern, wenn das Studium mehr Raum dafür lässt.

Was haben Sie bislang bewirkt?

Noch befindet sich IMIS im Teststadium, doch damit sind wir schon sehr weit gekommen. So hat IMIS kürzlich eine Einsatzsimulation in einem Gesundheitsamt absolviert, wobei die Reaktionen der Leitung und der Mitarbeiter*innen des Gesundheitsamtes durchweg positiv waren. Die benutzerfreundliche Oberfläche von IMIS ermöglicht eine deutliche Zeitersparnis bei der Bearbeitung von COVID-19-Fällen. Nun arbeiten wir daran, in Kooperation mit anderen Projekten in den Produktivbetrieb überzugehen.

Was war Ihre bislang prägendste Erfahrung?

Prägend war gleich zu Beginn der #WirVsVirus-Hackathon selbst: Ich habe zum ersten Mal bei so etwas mitgemacht, und dabei den bis dorthin größten Hackathon erwischt. Es ist einfach unglaublich, was sich in 48 Stunden erreichen lässt, wenn ein Team von engagierten und interessierten Leuten an einem gemeinsamen Ziel arbeitet und unvoreingenommen an das Problem herangeht. So haben wir es in dieser kurzen Zeit geschafft, einen ersten Prototypen inklusive kleiner Webseite, Dokumentation und Vorstellungsvideo zu erstellen.

Wie sieht das Team aus und wie läuft die Zusammenarbeit?

Wir sind zurzeit ein Team von etwa 20 Freiwilligen aus ganz Deutschland, die sich beim Hackathon kennengelernt haben, darunter mit Tobias Höpp aus München ein weiterer Stipendiat der Studienstiftung. Seit drei Monaten organisieren wir uns selbst aus der Ferne, wobei ich sehr erstaunt bin, wie reibungsfrei das funktioniert. Man merkt, dass eine Krise und ein gemeinsames Ziel motivieren. Dabei ist das Team im stetigen Wandel. Regelmäßig bekommen wir Zuwachs durch neue Freiwillige, während andere das Team zeitweise oder komplett verlassen. Doch das ist kein Problem, im Gegenteil: durch unsere flexible Struktur findet sich jeder sofort zurecht.

Was sind nächste Ziele?

Im Moment sind wir in Gesprächen mit dem Surveillance Outbreak Response Management and Analysis System-Projekt (SORMAS) des Helmholtz-Zentrums für Infektionsforschung, um für die weitere Entwicklung zu kooperieren. SORMAS arbeitet an einem ähnlichen System, welches bereits im In- und Ausland im Einsatz ist. Wir glauben, dass unsere Entwicklungen speziell für Corona auf der soliden Basis von SORMAS am besten aufgehoben sind. Daher erarbeiten wir im Moment Möglichkeiten, um die neuen, innovativen Funktionen von IMIS mit SORMAS zu verknüpfen.

Wie können interessierte Personen Ihr Projekt konkret unterstützen?

Bei uns sind Freiwillige, die einen Teil ihrer Zeit für ein sinnvolles und gemeinnütziges Projekt spenden möchten, jederzeit willkommen. Jede*r findet bei uns seinen Platz ‒ Programmierkenntnisse sind nicht notwendig, denn neben der Softwareentwicklung gibt es auch in der Kommunikation und Organisation immer genug zu tun. Wir freuen uns über alle, die mitmachen möchten!

Johannes Kreutz (20) studiert Informatik an der TU Darmstadt und  ist Stipendiat der Studienstiftung und

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