Aurora A. Sauter/Systemische Unterstützung: „Wir begleiten Menschen, die sich durch die Corona-Krise besonders herausgefordert fühlen“

Die Stipendiatin und Soziologiestudentin Aurora A. Sauter (26) hat das Projekt Systemische Unterstützung in der Corona-Krise in Zusammenarbeit mit Caspar-F. Lorenz gegründet, um gemeinsam mit systemisch ausgebildeten Beraterinnen und Beratern Menschen in dieser persönlich fordernden Zeit zu unterstützen und zu begleiten. Das Projekt freut sich über weitere Engagierte und eine größere Bekanntheit des Angebots.

Frau Sauter, was hat Sie zu Ihrem Engagement motiviert?

Ein Gefühl von „Wir müssen jetzt zusammenhalten und durchhalten“ machte sich an dem Wochenende Mitte März breit, als die Bundesländer nacheinander die Schulschließungen verkündeten. Gemeinsam trafen wir an diesem Wochenende die Entscheidung, dass wir unseren Beitrag zu diesem „Durchhalten“ leisten wollen. Wir sind darin geschult, Menschen in Krisen zu begleiten. Es schien uns wichtig, dass wir diese Kompetenz zugänglich machen, damit Menschen, die es mit den Veränderungen schwer haben, unterstützt werden.   

Was macht die Initiative Systemische Unterstützung?

Ziel von Systemischer Unterstützung ist, dass systemisch ausgebildete Berater:innen ihre Kompetenzen ehrenamtlich denjenigen zur Verfügung stellen, die sich durch die Corona-Krise besonders herausgefordert fühlen. Die Ratsuchenden werden an Berater:innen weitervermittelt, welche telefonisch ein bis zwei Gespräche anbieten. Die Einschränkungen im Alltag, die Herausforderung zwischen Arbeit und Kinderbetreuung oder drückende Einsamkeit sind nur exemplarische Themen, die in den Beratungsgesprächen besprochen werden.

Wie bringen Sie sich konkret in das Projekt ein?

Gemeinsam mit Caspar-F. Lorenz habe ich das Projekt gegründet und organisiere die Vernetzung und Beratung. Wir stellen die Infrastruktur, sowie die Leitlinien zur Verfügung und sorgen somit für eine sichere Vermittlung von Ratsuchenden an systemische Berater:innen. Ganz konkret stellen die Berater:innen anderen Menschen ihre erlernten Kompetenzen zur Verfügung. Meine ersten Krisenberatungen führte ich im bereits im März durch.

Was haben Sie bislang bewirken können?

Uns ist es gelungen, über 40 Berater:innen zu begeistern, sich in unserem Projekt einbringen zu wollen. Ein Viertel der Berater:innen hat bereits Gespräche mit Menschen geführt, die sich in ganz Deutschland gemeldet haben, um ihre Sorgen zu besprechen.

Was war Ihre bislang prägendste Erfahrung?

Im März führte ich ein Gespräch mit einem Mann, der besorgt war wegen der Geburt seines Kindes im April. Ihn zu begleiten und gemeinsam die Unsicherheiten auszuhalten, war eine prägende Erfahrung. Hier zeigte sich auch, wie unterschiedlich sich die Corona-Krise auf individuelle Leben auswirken kann. Für Caspar wurde aus einem Gespräch mit einer Studentin deutlich, dass digitales Studieren herausfordert: Selbstorganisation, Umgang mit Einsamkeit oder auch Konzentrationsprobleme waren hier die vorherrschenden Themen.

Wie sieht das Team aus und wie läuft die Zusammenarbeit?

Caspar und ich kennen uns bereits seit einigen Jahren und haben in verschiedenen Projekten zusammengearbeitet. Diese gemeinsame Arbeitserfahrung hilft die anstehenden Aufgaben anzugehen und neue Ideen auszutauschen.

Was sind nächste Ziele?

So unsicher, wie die Prognosen in Bezug auf den Herbst und die Gefahr einer zweiten Welle sind, möchten wir unser Projekt weiterführen. Ein Ziel von uns ist es, das Angebot besser zu bewerben, damit mehr Menschen, die sich Unterstützung wünschen, diese Möglichkeit ergreifen können. Besonders wichtig wäre uns eine Verbreitung des Angebots außerhalb unseres Umfeldes. Zudem beschäftigen wir uns gerade mit Frage, inwiefern sich dieses ehrenamtliche Projekt noch weiterentwickeln kann, auch über die Krisenbegleitung hinaus.

Wie können interessierte Personen Ihre Arbeit konkret unterstützen?

Konkret könnten wir durch Marketingkompetenzen unterstützt werden. Wir würden gerne lernen, wie wir unser Angebot besser und zielgerichteter verbreiten können. Wenn darüber hinaus noch Menschen, uns in dieser Aufgabe unterstützen wollen, wäre das natürlich eine Freude.

Aurora A. Sauter (26) studiert im Master Soziologie an der Goethe-Universität in Frankfurt am Main und ist Stipendiatin der Studienstiftung.

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