Gerriet Schwen/CoronaCircles: „Wir haben sehr berührende Rückmeldungen bekommen“

Der Stipendiat Gerriet Schwen (24) hat CoronaCircles gegründet: eine kostenlose Plattform, die einen achtsamen und tiefen Austausch in selbstorganisierten Gruppe ermöglicht. Dabei wird die alte Tradition des Kreisgesprächs mit den aktuellen Möglichkeiten von Videokonferenzen verknüpft.

Was hat Sie zu Ihrem Engagement motiviert?

Zum Projekt CoronaCircles hat mich die Frage motiviert, welche Entwicklungschancen der Lockdown für unsere Gesellschaft birgt und welchen Beitrag ich persönlich leisten kann. Mit meinem Fokus auf Kommunikationsprozesse und soziale Innovation war es für mich naheliegend, in Zeiten physischer Distanz digitale Dialogräume zu gestalten, die zur kollektiven Reflexion und Sinnstiftung beziehungsweise sensemaking genutzt werden können.

Wie funktioniert CoronaCircles?

CoronaCircles ist eine kostenlose Open Source-Plattform zur Selbstorganisation von Redekreisen. Die klare Methode der Kreisgespräche soll eine tiefe Begegnung im digitalen Raum unterstützen. Dabei verbinden wir die alte Methode des Kreisgespräches, die über Jahrtausende in allen Traditionen kultiviert wurde, mit den aktuellen Möglichkeiten von Videokonferenzen.

Wie bringen Sie sich konkret ein?

CoronaCircles entstand aus meinem Aufruf zu einem Thinktank zur Entwicklung von Angeboten für soziale Begegnungen in Zeiten physischer Distanz. In der Projektkoordination hat mir meine Erfahrung in der Leitung von Gruppenprozessen geholfen. Im Kontakt mit Programmierern habe ich gelernt, dass Kommunikation im Bereich der Informationstechnologie eigenen Regeln folgt. Daraus habe ich gelernt, mich selbst noch klarer auszudrücken.

Was haben Sie bislang bewirkt?

In der Zeit des Lockdowns haben täglich CoronaCircles stattgefunden. Wir haben sehr berührende Rückmeldungen bekommen. Die Plattform steht weiterhin zur Selbstorganisation tiefer Begegnungsräume zur Verfügung. Die technische Innovation haben wir frei zugänglich gemacht, sodass alle Personen und Projekte, die an einer Softwarelösung für die Selbstorganisation von Videoräumen interessiert sind, darauf zurückgreifen können.

Was war Ihre bislang prägendste Erfahrung?

Nachdem wir lange mit technischen Problemen zu kämpfen hatten, hat mich das Feedback der ersten Teilnehmer*innen berührt: Das Treffen sei für sie ein Wendepunkt gewesen. Von anderen Menschen ähnliche Fragen zu hören habe Hoffnung geben.

Wie sieht das Team aus und wie läuft die Zusammenarbeit?

Unser Team besteht aus Gruppenleiter*innen, welche die inhaltliche Vision und die Methode entwickelt haben, und Programmierer*innen, die diese in engem Austausch umsetzen. Die Zusammenarbeit gelang bislang komplett ohne ein physisches Treffen mit Beteiligten aus Deutschland, der Schweiz, Italien und Nepal.

Was sind nächste Ziele?

Ein nächster Schritt ist ein zertifiziertes Plug-In zu entwickeln, um anderen Personen und Projekten unsere Softwarelösung für die Selbstorganisation von Videoräumen noch einfacher zur Verfügung zu stellen. Langfristig träumen wir von einer Plattform, die unabhängig von Covid-19 die Selbstorganisation von tiefer Begegnung mit verschiedenen Onlineformaten wie Redekreis und Dialog unterstützt sowie Tools zur Organisation von physischen Treffen umfasst.

Wie können interessierte Personen Ihr Projekt konkret unterstützen?

Wir würden vor allem gerne mehr Menschen davon wissen lassen, dass es die Möglichkeit gibt, über CoronaCircles kostenlos tiefe Begegnung und berührenden Austausch zu erleben. Da sich die Initiative durch ehrenamtliche Arbeit und Spenden trägt, freuen wir uns über tatkräftige wie auch finanzielle Unterstützung, um das Angebot aufrecht zu erhalten, weiter auszubauen und das Plug-In zu extrahieren.

Gerriet Schwen (24) studiert Philosophie, Kunst und Gesellschaft an der Alanus Hochschule für Kunst und Gesellschaft und ist Stipendiat der Studienstiftung. Neben CoronaCircles engagiert er sich für das Projekt BioLuftAktion.

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