Elisabeth Stückradt/Menschen Stärken: „Unser Generationenprojekt verbindet und schafft einen gemeinsamen Ort der Wertschätzung“

Elisabeth Stückradt (25) engagiert sich mit dem Projekt „Menschen Stärken“ für generationsübergreifenden Kontakt zwischen Bewohnerinnen und Bewohnern in Seniorenheimen und Kindern. Bei den Besuchen verbringen die Mitwirkenden Zeit miteinander, lernen sich kennen und teilen positive Erlebnisse. Das Projekt kann Vorbild für viele andere Orte sein.

Frau Stückradt, was hat Sie zu Ihrem Engagement motiviert?

Als ich noch im Kindergarten tätig war, gab es die regelmäßigen Feiertagsbesuche im Seniorenheim. Die Bewohner*innen freuten sich und waren sehr gerührt. Mir widerstrebte die Art dieser Besuche, weil ich darin wenig Tiefe sah und es eher einem Auftritt glich als einer wertschätzenden Interaktion. Es widersprach sowohl dem, was ich in fachlicher Perspektive in Bezug auf Projektarbeit gelernt habe als auch meiner Grundhaltung. Meine damalige Chefin unterstützte meine Ideen und ich begann damit das Projekt konzeptionell zu erarbeiten.

Wie funktioniert „Menschen Stärken“?

Das Generationenprojekt verbindet, berührt und schafft Orte der Begegnung und Wertschätzung. Kinder besuchen hierbei freiwillig die Bewohner*innen des Seniorenheims und verbringen gemeinsame Zeit. Ich erlebe das gemeinsame, aktive Gestalten als sehr vertrauensvoll, begeisternd und emotional berührend. Unter dem Motto "Menschen stärken!" regen wir mit einer offenen Struktur lebenswelt-, prozess-, ressourcen- und bedürfnisorientierte Angebote an.

Wie bringen Sie sich konkret ein?

Meine Aufgabe liegt in der gesamten Organisation und Durchführung des Projektes. Besonders von Nutzen ist für mich mein Wissen aus meiner Erzieher*innen-Ausbildung zu Projektplanung, Kommunikation und Entwicklungspsychologie. Auch Inhalte aus dem Studium wie das Empowerment-Konzept oder die Lebensweltorientierung vervollständigen meine Arbeit. Von großer Bedeutung sind auch die Auseinandersetzung mit Trauerarbeit und die Begleitung solcher Prozesse.

Was haben Sie bislang bewirken können?

Die Kinder haben es geschafft, dass Menschen, die sehr traurig und missmutig wirkten, durch die regelmäßigen Kontakte, ehrliches Interesse, Musik und andere kreative Aktivitäten wieder deutlich mehr lachten und sich uns öffneten. Durch Öffentlichkeitsarbeit habe ich das Projekt in Schwarzenborn und darüber hinaus publik gemacht. Durch ein Brieffreundschaftsprojekt haben viele Leute aus dem Ort sich beteiligt. Auch in einem anderen Ort wurde diese Projektidee weitergeführt.

Was war Ihre bislang prägendste Erfahrung?

Prägend ist immer wieder die Begegnung mit der Vergänglichkeit des Lebens. Insbesondere hat mich die Begegnung mit Magret geprägt. Sie war so lebensfroh und bereicherte das Projekt ungemein. Ich begleitete sie noch als sie bereits im Sterben lag. Sie erzählte immer wieder von den „Kinderchen“ und betonte, dass sie uns nie vergessen wird, „weil wir sie nicht vergessen haben“. Auf ihrer Beerdigung erzählte mir ihre Familie, dass sie durch das Projekt richtig aufgeblüht sei und nur davon erzählt habe.

Wie sieht das Team aus?

Bisher führe ich das Projekt allein durch. Träger ist die Evangelische Kirche Schwarzenborn, die gewährleistet, dass die Kinder versichert sind. Vor der Corona-Zeit wurde ich von einer angehenden Erzieherin unterstützt, die ihre sozialpädagogischen Stunden bei mir absolviert hat. Ich bin für die gesamte Netzwerkarbeit allein zuständig, stimme meine Entscheidungen jedoch mit der Pfarrerin des Ortes ab.

Was sind nächste Ziele Ihres Projekts?

Das größte Ziel ist beständig und kontinuierlich für die Teilnehmenden, insbesondere die Senior*innen, da zu sein und ein Angebot zu schaffen, dass sinnstiftend und freiwillig ist. Ziel ist auch, mehr Menschen darauf aufmerksam zu machen, dass wir viel voneinander und gerade miteinander lernen können und Begegnungen zwischen den Generationen sehr wertvoll sein können. In Planung ist ein Generationen-Kochbuch. Gerne möchte ich das Projekt auch an anderen Orten etablieren.

Was benötigen Sie, um Ihr Projekt in der Corona-Krise erfolgreich zu gestalten? Wie können interessierte Personen Ihr Projekt konkret unterstützen?

Mein Wunsch ist es, dass möglichst viele Menschen auf das Projekt aufmerksam werden. Ich möchte eine Sensibilisierung der Generationen füreinander schaffen und dies gelingt durch Begegnung und Aufklärung. Ich hätte großes Interesse daran, im Rahmen von Informationsveranstaltungen oder in Form von Workshops Erfahrungen auszutauschen und auch über mein Projekt zu informieren. Interessierte können sich gerne per E-Mail bei mir melden.

Elisabeth Stückradt (25) ist Studentin für Soziale Arbeit in Darmstadt und Stipendiatin der Studienstiftung.

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