Lizge Yikmis/Haydee!: „Digitales Mentoring kann helfen, damit Schüler*innen nicht den Anschluss verlieren“

Die Stipendiatin Lizge Yikmis (24) hat zusammen mit weiteren Engagierten in der Corona-Zeit das Projekt Haydee! gegründet. Die Initiative will die Bildungschancen von Schülerinnen und Schülern aus sozial benachteiligten Familien verbessern, indem sie ihnen Mentorinnen und Mentoren zur Seite stellt. Das noch sehr junge Projekt wächst stetig und kann weitere personelle und finanzielle Unterstützung sehr gut gebrauchen.

Frau Yikmis, was hat Sie zu Ihrem Engagement für Haydee! motiviert?

Mit unserem Projekt möchten wir Schüler*innen aus sozial benachteiligten Familien auf ihrem Lebensweg unterstützen, denn eine fundierte schulische Bildung ist zur gleichberechtigten Teilhabe an gesellschaftlichen Prozessen unumgänglich. Oft ist der Schulalltag jedoch geprägt von Benachteiligung und Ungerechtigkeit, die auch wir als Initiator*innen während unserer schulischen Laufbahn erlebt haben. Daher wissen wir, was für Herausforderungen gerade solche Schüler*innen zu meistern haben. Mit unseren Erfahrungswerten möchten wir sie unterstützen und gegen Bildungsbenachteiligung ankämpfen.

Was genau macht Haydee!?

Durch die Covid-19-Krise verschärft sich die Bildungsungerechtigkeit, da vielen Schüler*innen die Mittel fehlen, die Lerninhalte selbständig zu erarbeiten oder ihre Eltern sie aufgrund unterschiedlicher Barrieren nicht unterstützen können. Haydee! verbindet eine*n ehrenamtliche*n Mentor*in und einen Mentee (Schüler*in), die sich regelmäßig über eine digitale Plattform austauschen und aktuelle Aufgaben gemeinsam erarbeiten. Wir möchten den Schüler*innen Rückenwind geben, sie motivieren selbständig zu lernen und den Bezug zur deutschen Sprache fördern.

Wie bringen Sie sich konkret ein?

Als Hauptinitiatorin bin ich verantwortlich für die strategische Führung. Dabei bin ich für die Projektleitung, Expansion und Kooperationen zuständig. Zudem fallen derzeit viele operative Aufgaben an, wie das Matching von Mentoren und Mentee oder die Erstellung der Website. Vieles, was ich während meines Studiums in Management, Philosophie und Ökonomie in Frankfurt gelernt habe, kann ich sehr gut einsetzen. Daher weiß ich die Bedeutung von guter Bildung umso mehr zu schätzen.

Was haben Sie bislang bewirken können?

Wir haben es binnen drei  Monaten geschafft, ein festes motiviertes Kernteam für Haydee! zu finden, Kooperationspartner wie beispielsweise das Zukunft Bildungswerk für unser Projekt zu begeistern und eine Website zu launchen. Außerdem konnten wir fast 60 ehrenamtliche Mentor*innen gewinnen und diese matchen. Das hat den Schüler*innen geholfen, die andernfalls den Anschluss in der Schule schnell verloren hätten. Parallel haben wir mit der Vereinsgründung gestartet.

Was war Ihre bislang prägendste Erfahrung?

Prägende Erfahrungen entstehen auf verschiedenste Art und Weise. Sei es im Austausch mit den Mentor*innen, die erkennen, dass sogar ein geringer Zeitaufwand, bei Schüler*innen einen großen Lernfortschritt bewirken kann. Gleichzeitig wird oft in den Gesprächen mit den Schüler*innen deutlich, wie alleine gelassen sie sich in der vergangenen Zeit gefühlt haben und wie glücklich sie sind, durch uns einen Ansprechpartner für schulische Fragen erhalten zu haben. Besonders war für mich auch die Erfahrung, dass eine Gruppe von eher zufällig zusammengekommenen Initiatoren etwas Wirkungsvolles erschaffen kann, indem sie gemeinsam für dieselben Werte einstehen.

Wie sieht das Team aus und wie läuft die Zusammenarbeit?

Wir sind sieben engagierte junge Frauen mit Migrationsgeschichte. Auch wenn wir zufällig zusammenkamen, hat jede ihr eigenes Spezialgebiet und jede bringt eine besondere Perspektive und Erfahrung ein. Uns allen ist es ein Anliegen, als junge integrierte Frauen ein Vorbild zu sein. Witzig ist, dass wir uns noch nie persönlich gesehen haben, sondern komplett digital zusammenarbeiten. Das läuft aber super. Die Aufgaben haben wir in drei Bereiche eingeteilt: strategische Führung & Rechtliches, Marketing sowie Mentoren- und Menteebetreuung.

Was sind nächste Ziele?

Haydee! wächst täglich. Deshalb versuchen wir innovative Lösungen für unsere Aufgaben zu finden und Arbeitsschritte zu optimieren. Außerdem planen wir digitale Networking-Veranstaltungen und eine Reihe an Webinaren für unsere Mentor*innen. Eine weitere große Etappe ist die zeitnahe Vereinsgründung. Um unsere Plattform zu erweitern und dies auch finanziell ermöglichen zu können, möchten wir zudem in den kommenden sechs Wochen Förder*innen für unser Projekt begeistern.

Was benötigen Sie, um ihr Projekt in Zeiten von Corona erfolgreich zu gestalten und wie können interessierte Personen Ihr Projekt konkret unterstützen?

Wir suchen zunächst einmal ehrenamtliche Mentor*innen, die mindestens 60 Minuten in der Woche aufbringen können, und verbinden sie über eine digitale Plattform mit einem Mentee, der in der Schule ist und Unterstützung beim Lernen braucht. Dabei begleiten wir das Lernpaar und bieten zusätzlich Seminare und ein Netzwerk für die Mentor*innen an. Darüber hinaus benötigen wir dringend Fördergelder, um Haydee! längerfristig erfolgreich zu gestalten. Mit diesen soll beispielsweise die Weiterentwicklung unserer Webseite, die Professionalisierung der Arbeitsabläufe mittels einer KI und die Mentoren/Mentee-Unterstützung finanziert werden. Und nicht zuletzt freuen wir uns über Unterstützung im IT-Bereich, bei der Mentor*innen und Mentee-Akquise und hier insbesondere über Engagierte im Bereich Öffentlichkeitsarbeit, Bildung und Female Entrepreneurship.

Die Stipendiatin Lizge Yikmis (24) hat  Management, Philosophie und Ökonomie an der Frankfurt School of Finance & Management studiert, macht aktuell ein Gap Year und beginnt dann ein Masterstudium an der London School of Economics and Political Science.

Weitere Informationen

  • Website von Haydee!
  • Spendenkonto: Kontoinhaberin: Lizge Yikmis, IBAN: DE40 1203 0000 1057 4111 57, BIC: BYLADEM1001, Verwendungszweck: Spende Haydee!