Marie Mehlfeldt und Lukas Bogner: Wie sich Nachhaltigkeit in Hochschulgremien verankern lässt: „Veränderung geht nur durch Zusammenarbeit“

Von der Fahrradreparaturstation und klimafreundlichen Gerichten in der Mensa bis zur Entwicklung eines Klimaschutzkonzepts für die Uni: Lukas Bogner engagiert sich im Referat für Ökologie und Nachhaltigkeit der Studierendenvertretung an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. Die Studentin Marie Mehlfeldt möchte in Aachen dazu beitragen, ihre Universität nachhaltiger zu gestalten. Hier sprechen sie über ihr Engagement, das Thema Nachhaltigkeit in den Gremien ihrer Hochschulen zu verankern. Dabei setzen sie auf Zusammenarbeit.

Marie Mehlfeldt ist im Westerwald aufgewachsen. Die 20-Jährige studiert Humanmedizin an der RWTH Aachen und engagiert sich im Studierendenparlament mit der Liste „Campus for Future“ für Nachhaltigkeit. Seit 2020 ist sie Stipendiatin der Studienstiftung des deutschen Volkes.

Lukas Bogner ist in Penzberg südlich von München aufgewachsen.  Der 22-Jährige studiert Humanmedizin an der FAU Erlangen-Nürnberg. In der Studierendenvertretung trägt er dazu bei, ein von Studierenden entwickeltes Klimaschutz- und Nachhaltigkeitskonzept umzusetzen. Seit 2019 ist er Stipendiat im Max Weber-Programm sowie in der Studienstiftung.

    Interview mit Marie Mehlfeldt und Lukas Bogner

    Frau Mehlfeldt, Herr Bogner, wie lässt sich Nachhaltigkeit in Hochschulgremien verankern, welche Erfahrungen haben Sie in der Studierendenvertretung in Aachen und Erlangen-Nürnberg gemacht?

    Marie Mehlfeldt: Veränderung geht nur durch Zusammenarbeit. Wenn viele Ansichten aufeinanderprallen, gilt es daher, Kompromisse einzugehen. Im Kontext der Unipolitik bedeutet das, mit Studierenden und den verschiedenen Instanzen der studentischen Selbstverwaltung in Kontakt zu treten, um Kooperationen einzugehen.

    Lukas Bogner: Aus meiner Sicht ist es wichtig, zu erfassen, was sich durch die Gremienarbeit und all die Gespräche konkret verändert: Inwieweit wurde an der Hochschule durch bestimmte Maßnahmen CO2 eingespart?

    Bemerken Sie, dass Veränderung möglich ist?

    Marie Mehlfeldt: Das Studierendenparlament ist eine Art legislatives Organ. Im Rahmen unserer parlamentarischen Arbeit ist es unsere Aufgabe, Anträge zu stellen und über Resolutionen abzustimmen - Zum Beispiel haben wir eine Resolution für Ökostrom an der RWTH verabschiedet. Die Hochschulverwaltung sowie Studierende im Allgemeinen Studierendenausschuss (AStA) setzen wiederum diese Vorhaben um. So ist Veränderung gemeinsam möglich: In Kooperation mit dem Studierendenwerk haben wir initiiert, dass jüngst in der Mensa ein Pfandsystem für Becher und Behälter eingeführt wurde, um Verpackungsmüll zu vermeiden.

    Lukas Bogner:  Hier in Erlangen-Nürnberg begegnet die Uni-Leitung unseren Vorschlägen sehr offen. Aber es fehlt oft das Geld für die Umsetzung. Wir führen regelmäßige Gespräche mit dem Präsidium, in denen wir unsere Forderungen voranbringen. 2019 hat die Studierendenvertretung ein „Klimaschutz- und Nachhaltigkeitskonzept“ an die Universitätsleitung überreicht.

    Was konnten Sie bereits bewirken, welche der Vorschläge aus dem Konzept umsetzen?

    Lukas Bogner: Ich engagiere mich für eine gute Fahrradinfrastruktur in der Fahrrad-AG. Wir befassen uns mit der Mobilität von Beschäftigten und Studierenden und sind mit der Planung befasst, auf dem Campus eine Fahrradreparierstation zu etablieren. Wichtig ist, die Änderungen und Angebote durch Kommunikation bekannt zu machen. In den Mensen sind klimafreundliche Gerichte als solche gelabelt. Wir haben sowohl im vergangenen als auch im vorvergangenen Semester Nachhaltigkeitswochen online veranstaltet. Seit drei Semestern läuft unsere Ringvorlesung „FAU against CO2“. Ein weiterer Erfolg ist, dass die im Nachhaltigkeitskonzept geforderte Realisierung eines „Green Office“ umgesetzt wurde. In dem Nachhaltigkeitsbüro arbeiten studentische Hilfskräfte und seit Herbst eine Nachhaltigkeitsmanagerin für die Uni. Das gäbe es ohne unser Engagement nicht.

    Warum engagieren Sie sich in der Hochschulpolitik?

    Lukas Bogner: Universitäten sollten als Zentren des Fortschritts und der Innovation mit gutem Beispiel vorangehen. Bildung ist ein wichtiger Bestandteil des Bemühens um mehr Nachhaltigkeit.

    Marie Mehlfeldt: Genau, die Hochschule kann als Vorreiterin für nachhaltige Entwicklung fungieren. Hierfür bedarf es Veränderungen in Betrieb, Lehre und Forschung, um nachhaltige Projekte zu fördern. Eine geeignete Instanz ist dafür das Studierendenparlament, um die Universität von innen heraus umzugestalten. Wir verfolgen dabei ein interdisziplinäres Verständnis von Nachhaltigkeit: ökologische, soziale und ökonomische Aspekte sollten also gemeinsam betrachtet werden.

    „Universitäten sollten als Zentren des Fortschritts und der Innovation mit gutem Beispiel vorangehen. Es ist wichtig, zu erfassen, was sich durch die Gremienarbeit und all die Gespräche konkret verändert: Inwieweit wurde an der Hochschule durch bestimmte Maßnahmen CO2 eingespart?“

    Wie sind Sie zur Studienstiftung gekommen?

    Marie Mehlfeldt: Vorgeschlagen wurde ich durch meine Schule. Mein Rat an Bewerberinnen und Bewerber ist: Wage den Schritt, habe Selbstvertrauen in deine eigenen Fähigkeiten und begib dich mit Offenheit in das Bewerbungsverfahren. Durch die Studienstiftung bin ich übrigens auch zu meinem Engagement im Hochschulgremium gelangt: Im Vernetzungsforum der Studienstiftung wurde unter anderem die Initiative „Aachen unverpackt“ vorgestellt, bei der es um die Reduzierung von Verpackungsmüll geht. Dort habe ich die Studierenden kennen, mit denen ich entschließ, in der Hochschulpolitik aktiv zu werden.

    Lukas Bogner: Ich bin in Penzberg in Bayern zur Schule gegangen, meine Oberstufenkoordinatorin hat mich auf das Max Weber-Programm (https://www.elitenetzwerk.bayern.de/start/foerderangebote/max-weber-programm) aufmerksam gemacht. Nächstes Jahr mache ich zum Beispiel einen Sprachkurs in Salamanca in Spanien – das wäre mir ohne das Stipendium nicht möglich.

    Weitere Informationen

    • Kontakt: Marie Mehlfeldt, RWTH Aachen, „Campus for future”, Website: www.cff-ac.de
    • Kontakt: Lukas Bogner, Referat für Ökologie und Nachhaltigkeit der FAU Erlangen-Nürnberg, Website: stuve.fau.de/refs-aks-2/oeko-2/

    Stand: Dezember 2021

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