Jasper Mührel: „Ich beschäftige mich in meiner Dissertation mit der Idee, der Natur eigene Rechte zu verleihen“

Schutz für Tiere, Natur und Ökosysteme: Jasper Mührel setzt sich in einer rechtsvergleichenden Analyse mit den Eigenrechten der Natur auseinander. Der Doktorand der Rechtswissenschaft forscht an der Friedrich-Schiller-Universität Jena.

Jasper Mührel ist in Emden in Ostfriesland aufgewachsen. Der 26-Jährige hat Jura in Jena, Chicago und Madrid studiert. Derzeit promoviert er im Bereich Rechtswissenschaft an der Friedrich-Schiller-Universität Jena und befasst sich mit den Eigenrechten der Natur. Seit 2021 ist er Stipendiat der Studienstiftung.

Interview mit Jasper Mührel

Die Menschenrechte sind in unserer Rechtsordnung verankert. Herr Mührel, Sie befassen sich nun mit den Eigenrechten der Natur. Welcher Forschungsfrage gehen Sie dabei genau nach?

In meiner Dissertation beschäftige ich mich mit der Idee, der Natur eigene Rechte zu verleihen. Dieses Konzept, dessen Wurzeln bis in die 1970er Jahren reichen und das immer mehr an Aktualität gewinnt, analysiere ich. Ich gehe der Frage nach, ob die Rechte der Natur mit unserer liberal auf das menschliche Individuum zugeschnittenen Rechts- und Gesellschaftsordnung kompatibel sind. Rechte der Natur sind bisher vor allem in Staaten des Globalen Südens, etwa in Bolivien und Ecuador sowie Uganda, anerkannt worden.

Warum forschen Sie zu diesem Thema?

Das Umweltrecht hat sowohl auf nationaler, als auch auf internationaler Ebene große Probleme, wenn es um seine Umsetzung geht. Eigenrechte der Natur sind ein vielversprechender Ansatz für einen effektiveren Umweltschutz. Daneben stellen sich aber auch ganz grundlegende theoretische und philosophische Fragen zum Verhältnis zwischen Mensch und Natur, die vor allem im Anthropozän von großer Bedeutung sind: Wie wollen wir der Natur begegnen und als Menschen den Platz mit ihr teilen? Wie wollen wir anderen Lebewesen begegnen? Es gab beispielsweise in den 1980er Jahr ein Massensterben von Seehunden in der Nordsee ausgelöst durch Umweltverschmutzung, rund zwei Drittel des Seehundbestandes wurden ausgelöscht. Im darauffolgenden Gerichtsverfahren durfte die Natur selbst nicht als Klägerin auftreten. Da kein Mensch direkt betroffen war, gab es keine Möglichkeit effektiven Rechtsschutzes, die „Robbenklage“ blieb erfolglos.

Was ist der aktuelle Stand des Forschungsprojekts?

Ich schreibe nun seit rund eineinhalb Jahren an der Dissertation. Zuletzt habe ich das Mensch-Natur-Verhältnis, das heißt insbesondere den Anthropozentrismus, in liberalen Staaten und ihren Rechtssystemen sowie im Völkerrecht analysiert und die Offenheit des Rechts für nicht-menschliche Rechtsträger erörtert. Im Moment arbeite ich die Vorteile heraus, die die Rechte der Natur im Vergleich zum Status quo bieten und befasse mich in diesem Rahmen auch mit der Kritik an der Idee.

„Im nächsten Jahr steht ein Forschungsaufenthalt in einem Land bevor, in der die Rechte der Natur bereits anerkannt wurden, also etwa in Kolumbien oder Neuseeland.“

Was sind nächste wichtige Ziele im Forschungsprojekt?

Ende des Jahres sollen die Grundlagenfragen des Konzepts der Rechte der Natur geklärt sein. Im nächsten Jahr ist dann für den rechtsvergleichenden Teil ein Forschungsaufenthalt in einem Land mit einer Rechtsordnung geplant, in der die Rechte der Natur bereits anerkannt wurden, also etwa in Kolumbien oder Neuseeland.

Wie können interessierte Personen Sie oder Ihr Forschungsprojekt unterstützen?    

Interessiert bin ich vor allem an Fachwissen zu Rechtsordnungen und Gesellschaften, in denen Rechte der Natur anerkannt wurden, sowie an aktuellen physiozentrischen Entwicklungen in Deutschland, Europa und auf internationaler Ebene. Ich freue mich auch über interdisziplinären Austausch zu Umweltthemen.

Wie sind Sie zur Studienstiftung gekommen?

Zum Abschluss meines Studiums habe ich mich mit der Frage der Finanzierung meiner Promotion befasst. Ich arbeite nun auf einer Viertel Stelle an der Universität Jena, bin so in den Forschungs- und Lehrbetrieb eingebunden und kann mich gleichzeitig durch das Promotionsstipendium der Studienstiftung auf meine Forschungsfrage konzentrieren. Allein durch das Bewerbungsverfahren habe ich bereits neue Impulse für meine Forschung erhalten, so etwa durch die Perspektiven der beiden Gutachter.

Weitere Informationen

  • Kontakt: Jasper Mührel, jasper.valentin.muehrel[at]uni-jena.de

Stand: Dezember 2021

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