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Porträts

Dr. Felix Aiwanger

Jura

LMU München

Den Lieselotte Pongratz-Promotionspreis der Studienstiftung 2024 erhält Felix Aiwanger für seine Dissertation in Jura ebenfalls an der LMU München. Mit seiner Analyse und Kritik selbstgesetzten Vermögensschutzes entwirft Aiwanger mögliche Strategien, um dem hochaktuellen Thema der Asset Protection – der Haftungsflucht – effektiv zu begegnen.

Die Forschungsfrage

Wie ist es zu bewerten, dass Personen ihr Privatvermögen durch rechtliche Strategien so schützen können, dass sie sich einer zukünftigen Haftung mit diesem Vermögen beliebig entziehen können? Meine Arbeit behandelt erstmalig umfassend dieses rechtliche Phänomen einer Asset Protection, das im deutschen rechtswissenschaftlichen Schrifttum bisher kaum Beachtung gefunden hat und für das ich auf Deutsch den Terminus „selbstgesetzter Vermögensschutz“ vorschlage.

„Die Arbeit verbindet souverän klassische dogmatische Methoden mit aufwändiger und weit gespannter Einbeziehung rechtsvergleichender Elemente. Auf diese Weise vergleicht Felix Aiwanger eine Vielzahl sehr unterschiedlicher Rechtsordnungen, bettet sie in den gesellschaftlichen Kontext ein und durchdringt dabei wirtschaftliche, historische und soziologische Aspekte.“

Aus der Begründung der Jury

Die Methode

Als Ausgangsmaterial meiner Analyse dienen Regelungen aus 43 Offshore- und 24 US-amerikanischen Bundesstaaten, die ich nach bestimmten Strukturmerkmalen klassifiziert und verglichen habe. Um anhand konkreter Problemstellungen mit diesen fremden Rechtssystemen vertrauter zu werden, absolvierte ich einen Forschungsaufenthalt auf den Britischen Jungferninseln in der Kanzlei Martin Kenney & Co. Solicitors, einer der weltweit führenden Kanzleien im Bereich der Aufdeckung verschleierten Vermögens. Besonderen Spaß hat es mir gemacht, meine Forschungsergebnisse auf verschiedenen Erzählebenen zu präsentieren, um sie auch einer fachfremden Leserschaft zugänglich zu machen.

Die Ergebnisse

In meiner Untersuchung arbeite ich heraus, dass Asset Protection aus Sicht einer Rechtsordnung, nach der die Haftung besteht, stets zu missbilligen ist: Sie vereitelt den durch die Haftung vermittelten Interessenschutz und hat somit gesamtgesellschaftliche Auswirkungen auf die Verteilung von Aufgaben, Ressourcen und Risiken. Vor diesem Hintergrund ist es bedenklich, dass Rechtsordnungen auf die Haftungsflucht, wenn sie mit gewissem Vorlauf geplant ist, keine Antwort haben. Ich entwickelte in meiner Dissertation daher eine Reihe von Gegenstrategien, um Asset Protection zu verhindern, entzogenes Vermögen aufzudecken oder für eine Haftung auf alternatives Vermögen zuzugreifen.

Zur Person

Dr. Felix Aiwanger studierte Rechtswissenschaft an der LMU München, wo er nach seinem Referendariat als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Bürgerliches Recht, Internationales Privatrecht und Rechtsvergleichung forschte. Zuvor führten ihn seine Forschungsinteressen unter anderem an das International Institute for the Unification of Private Law in Rom und zu einer auf dem Gebiet der Asset Recovery spezialisierten Kanzlei auf die Britischen Jungferninseln. Sowohl während des Studiums als auch während der Promotion an der LMU München erhielt er ein Stipendium der Studienstiftung. Seit Januar 2024 ist der 32-Jährige wissenschaftlicher Referent am Max-Planck-Institut für ausländisches und internationales Privatrecht Hamburg.

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