Stipendiat:innen / 

Porträts

Annabell Zander

Archäologie

University of York, Großbritannien

Der Johannes Zilkens-Promotionspreis 2023 würdigt Dr. Annabell Zanders Arbeit zum frühgeschichtlichen Klimawandel. Die Archäologin beschäftigt sich mit der Mensch-Umwelt-Interaktion vor etwa 11.500 Jahren.

Die Forschungsfrage

Das Ende der letzten Eiszeit vor etwa 11.500 Jahren markiert eine der extremsten Klimaveränderungen in der Geschichte der menschlichen Besiedlung Europas. Die Temperaturen wurden wärmer, Eisfelder zogen sich zurück, Flora und Fauna veränderten sich deutlich – und damit der Lebensraum der Menschen. Wie haben sich die letzten Eiszeitjäger Nordwesteuropas, die damals in kleinen, nicht-sesshaften Gruppen lebten und große Tierherden bejagten, an dieses veränderte Klima angepasst? Dies ist die Kernfrage meiner Dissertation, in der ich archäologische Fundstellen miteinander verbinde, die aufgrund von Sprachgrenzen und verschiedenen Forschungstraditionen bisher jeweils nur getrennt betrachtet wurden.

„Die Dissertation entwickelt ein herausragend komplexes Verständnis der Veränderungen menschlicher Siedlungs- und Kolonisationsmuster am Ende der letzten Eiszeit.“

aus der Begründung der Jury

Die Methode

Ich habe die Ergebnisse aus 49 späteiszeitlichen und früh-nacheiszeitlichen archäologischen Fundstellen in Nordwesteuropa im Zeitraum von etwa 11.000 bis 9.000 vor Christus analysiert, basierend auf über 900 Publikationen in vier Sprachen. Die Zuordnung dieser Fundstellen zu verschiedenen kulturellen Traditionen stützt sich in der Archäologie primär auf die Auswertung von Steinwerkzeugen. Ich habe mich darüber hinaus auch mit organischem Material, Umweltdaten und Radiokarbondatierungen auseinandergesetzt, um so einen ganzheitlichen Einblick in das Leben der Jäger und Sammler zu erlangen.

Die Ergebnisse

Meine Analyse und der Abgleich der internationalen Forschung zeigt, dass die Menschen schon in der frühen Nacheiszeit eine sesshaftere Lebensweise entwickelt haben. Begünstigt durch das mildere Klima kehrten eher standorttreue Tiere wie Reh und Wildschwein in den Norden ein, weshalb sich Menschen nun länger an einem Ort aufhalten konnten. Damit eröffne ich neue Perspektiven auf eine Phase des Umbruchs sowie auf die menschliche Resilienz und Adaption angesichts des einschneidenden frühgeschichtlichen Klimawandels. Meine Untersuchungen zeigen zweitens, dass die archäologischen Traditionen über das Ende der letzten Eiszeit nicht international einheitlich definiert sind. Zum Teil werden Ergebnisse von Ausgrabungen nicht auf Englisch publiziert, was zu unterschiedlichen Grundannahmen im internationalen Diskurs führt. In meiner Arbeit habe ich drittens ein System entwickelt, mit dem Forscher:innen archäologische Befunde und Artefakte international einheitlich klassifizieren und weiterentwickeln können.

Zur Person

Dr. Annabell Zander studierte im Bachelor Alte Geschichte und Archäologie an der University of Nottingham sowie im Master Archäologie an der Universität zu Köln. Während ihrer Promotion an der University of York erhielt sie ein Stipendium der Studienstiftung. Ausgestattet mit einem British Academy Postdoctoral Fellowship forscht die 34-Jährige seit 2023 dort weiter.

Kontakt

Dr. Annabell Zander, annabell.zander@york.ac.uk

Weitere Informationen

Stand: Mai 2023