Stipendiat:innen / 

Porträts

Irma Charlotte Schubert über die Bedeutung von Multiplikatorinnen und Multiplikatoren

Geschichte und Religionswissenschaften

Universität Leipzig

Irma Charlotte Schubert, 21 Jahre, Abitur in Dresden, studiert im Bachelor Geschichte und Religionswissenschaften in Leipzig, seit 2020 Stipendiatin der Studienstiftung.

Irma Charlotte Schubert engagiert sich im Arbeitskreis „(K)Einheitsgeschichten“ der Studienstiftung und ist ehrenamtliche Mitarbeiterin des Politischen Jugendrings Dresden.

„Professor:innen, Lehrkräfte, Kommiliton:innen oder Eltern spielen eine extrem große Rolle dabei, jungen Menschen den Weg in die Begabtenförderung zu ebnen. Sie können Potenzial und Stärken sichtbar machen, Vorbild sein oder einfach mit ermutigenden Worten und Verständnis für Ängste jungen Menschen den Rücken stärken.“

Interview

Frau Schubert, inwiefern hat der Weg zur deutschen Einheit Ihre Familiengeschichte und Ihr Aufwachsen in Dresden geprägt?

Die DDR- und Wendeerfahrungen meiner Familie prägen mich bis heute, zum Beispiel bin ich mit einer eher systemkritischen, antimilitaristischen und hinterfragenden Einstellung aufgewachsen. Andererseits wurde über konkrete Erlebnisse und schwierige Momente vor allem in den Wendejahren in der Familie fast nie gesprochen. Diese Diskrepanz ist für mich einer der Gründe, genauer nachzufragen und Kontinuitäten der deutschen Teilungs- und Wiedervereinigungsgeschichte bis heute zu suchen.

Nach Ihrem Abitur in Dresden haben Sie das Studium der Geschichte in Leipzig aufgenommen. Wie verlief Ihr Weg zum Stipendium?

Mein Schulleiter hat mich für die Studienstiftung vorgeschlagen – das war vollkommen surreal, diese Möglichkeit tat sich wie aus dem Nichts auf und ich machte mir keine großen Hoffnungen auf eine Aufnahme. Im Auswahlprozess erlebte ich ein sehr angenehm lockeres Einzelgespräch, was mir für die folgenden Gespräche die Anspannung nahm.

Welche Multiplikator:innen betrachten Sie als wichtig, wenn es darum geht, auf Stipendienmöglichkeiten aufmerksam zu machen?

Professor:innen, Lehrkräfte, Kommiliton:innen oder Eltern spielen eine extrem große Rolle dabei, jungen Menschen den Weg in die Begabtenförderung zu ebnen. Vor allem der persönliche Austausch auf Augenhöhe scheint mir hier entscheidend. Diese engen Bezugspersonen  können Potenzial und Stärken sichtbar machen, Vorbild sein oder einfach mit ermutigenden Worten und Verständnis für Ängste jungen Menschen den Rücken stärken.

Wie könnte die Talentförderung gestärkt werden?

Ich sehe vor allem einen großen Nachholbedarf in der Bekanntheit der Talentförderung und darin, die Angebote als reale, erreichbare Chancen zu begreifen, an denen auch „normale“ Menschen teilhaben können.

Welchen Austauschbedarf sehen Sie zwischen Studierenden aller Regionen, ob aus Rostock, Augsburg, Magdeburg oder Köln?

Unserer Erfahrung im Arbeitskreis „(K)Einheitsgeschichten“ zeigt, dass Austausch Möglichkeiten für Perspektivwechsel in andere Lebensrealitäten schafft, zum Nachdenken über eigene Sozialisation und Privilegien anregt und nebenbei auch noch interessante Einblicke in andere Wissenschaftsbereiche ermöglicht. Gleichzeitig ist es wichtig, dass dieser Austausch auch immer Blickwinkel außerhalb der Begabtenförderung und des akademischen Lebens einschließt. 

Stand: Oktober 2022