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Porträts

Dr. Jan Gabriel Felber

Chemie

LMU München

Den Friedrich Hirzebruch-Promotionspreis verleiht die Studienstiftung 2024 an Jan Gabriel Felber für seine Dissertation in Pharmazeutischer Chemie an der LMU München. Die Arbeit umfasst die Entwicklung neuartiger molekularer Sonden zur selektiven Analyse einzelner zellulärer Redoxvorgänge sowie einer Reihe reduktiv aktivierbarer therapeutischer Wirkstoffkandidaten zur Krebsbekämpfung.

Die Forschungsfrage

Meine Dissertation hatte zum Ziel, neue molekulare Strukturmotive zur vorübergehenden Maskierung zu etablieren, um auf diese Weise den Transport und die gezielte Freisetzung therapeutischer Wirkstoffe zu verbessern. Mithilfe neuartiger zyklischer Disulfid-Einheiten erreichten wir das zelluläre Redox-Enzymsystem und konnten dessen erhöhte Aktivität in erkrankten Zellen gezielt nutzen. Wenn es so gelänge, den Effekt von Arzneistoffen mithilfe dieser Strukturen zeitlich und räumlich gezielter zu steuern, könnten speziell Anti-Krebstherapien selektiver und damit für den Patienten schonender wirken.

„Die qualitativ hochwertige Arbeit zeichnet sich durch einen äußerst hohen Grad an Innovation aus und hat bereits international Beachtung gefunden. Sie vereint erfolgreich chemisch-biologische Grundlagenforschung mit einer pharmazeutischen Anwendung, insbesondere in der Krebstherapie.“

Aus der Begründung der Jury

Die Methode 

Neuartige und bereits bekannte Disulfide habe ich zunächst anhand anschaltbarer Farbstoffe verglichen und dadurch gezeigt, dass die Selektivität enzymatischer Reduktion zum Beispiel die Geschwindigkeit der Freisetzung von Wirkstoffen steuern kann. Der organisch-synthetische Zugang und der zellbiologische Nachweis intrazellulärer Aktivierung stellten dabei die größten Herausforderungen dar. In der richtigen Kombination mit einem hochpotenten Wirkstoff der Duocarmycin-Klasse ergaben sich sozusagen „Disulfid-verpackte“ Wirkstoffkandidaten für die Krebstherapie, die enzymatisch speziell im Krebsgewebe aktiviert werden sollten.

Die Ergebnisse

Die verschiedenen Publikationen im Zuge meiner Doktorarbeit widmen sich in biochemischen und zellbiologischen Experimenten sogenannten enzymselektiven diagnostischen Sonden, die alle auf demselben modularen Prinzip basieren. Die zentrale Struktureinheit war dabei ein Piperazin-1,2-Dithian, das selektiv durch das zelluläre Redox-Protein Thioredoxin und nicht im regulären Zellumfeld aktiviert wird. Durch den Einsatz dieser neuen Reagenzien gelang zum ersten Mal eine Charakterisierung enzymatischer Redox-Prozesse über 176 Krebszelllinien. Ausgewählte Wirkstoffkandidaten wurden außerdem in lebenden Mäusen getestet und zeigten bei guter Verträglichkeit eine krebshemmende Wirkung.

Zur Person

Dr. Jan Gabriel Felber studierte Chemie an der HU Berlin, der Newcastle University und der LMU München. Während seiner Promotion erhielt er ein Stipendium der Studienstiftung und arbeitete im Fachbereich der Chemischen Biologie bei Oliver Thorn-Seshold an der LMU München. Zudem forschte er 2022 während eines Forschungsaufenthaltes am Scripps Research Institute in San Diego (USA) in der Arbeitsgruppe von Prof. Benjamin Cravatt in der Chemoproteomik. Seit 2023 arbeitet der 31-Jährige beim Biotechnologieunternehmen Tubulis GmbH, wo er an neuartigen Antikörper-Wirkstoff Konjugaten als zielgerichteten Krebstherapeutika forscht. Für seine Dissertation erhielt er 2023 unter anderem den KlarText-Preis für Wissenschaftskommunikation der Klaus Tschira Stiftung und den Förderpreis Biochemie der Gesellschaft Deutscher Chemiker.

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