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Porträts

Ulrike Epple: „Ein Türöffner für die akademische Vernetzung"

Promotion zum Thema: "Graffiti in der Linguistic-Landscape Nürnbergs"

Universität Erlangen-Nürnberg

Sie vereinbart Kind und Karriere: Ulrike Epple promoviert über Graffitis in Nürnberg. Vom Marianne-Plehn-Programm erhofft sich die 31-Jährige eine noch stärkere Einbindung in den universitären Kontext.

Ulrike Epple lebt im Hier und Jetzt: „Interesse steht bei mir vor Sicherheit. Das ist mein Lebensentwurf.“ Und nicht nur ihrer: Seit zehn Jahren lebt sie mit ihrem Partner, einem Pianisten, unter diesem Motto. Und seit Februar 2019 vervollständigt die gemeinsame Tochter das Duo. Dass das Marianne-Plehn-Programm ihrer kleinen Familie während der Promotion dennoch ein Stück Sicherheit gibt, ist für die 31-Jährige mehr als ein positiver Nebeneffekt. „Ich erhoffe mir,  stärker in den universitären Kontext eingebunden zu werden, eine Konzentration meiner Arbeitszeit und viel Output. Ich freue mich sehr auf die Zeit!“

Auch geht die junge Mutter davon aus, dass das Programm ihr Türen öffnet, hinter denen sich ein noch größeres Linguistik-Netzwerk aufspannt: „Der Austausch wird mir viel Input geben und neue Denkrichtungen ermöglichen.“

„Ich hätte nie damit gerechnet, dass ich genommen werde“

Dass sie sich für das Marianne-Plehn-Programm beworben hat, ist aus ihrer Sicht das Ergebnis einer Geschichte, die im Jahr 2018 ihren Anfang nimmt. Damals hatte sich die junge Frau entschieden, sich um die Leitungsstelle der Schulbibliothek an einem Gymnasium in Nürnberg zu bewerben, um parallel ihre Promotion zum Thema Graffiti in der Linguistic Landscape Nürnbergs am Lehrstuhl für Germanistische Sprachwissenschaft an der Universität Erlangen-Nürnberg voranzutreiben. Zeitgleich fiel die Entscheidung, sich doch noch für das Promotionsstipendium der Studienstiftung zu bewerben: „Ich hätte allerdings nie damit gerechnet, dass ich aufgenommen werde!“, erinnert sie sich.

Am Anfang war: ein großes Durcheinander

Und dann kam alles auf einmal: Die Zusage für eine unbefristete Stelle im öffentlichen Dienst am Gymnasium, die Nachricht, dass sie schwanger ist und später dann die Zusage über das Promotionsstipendium der Studienstiftung. „Das war ein großes Durcheinander, aber am Ende hat sich alles zurecht geruckelt“, sagt Ulrike Epple, die sich selbst als einen positiv denkenden Menschen einschätzt.

Sie entscheidet sich für die akademische Laufbahn und gewissermaßen gegen die Sicherheit: „Die Leitungsstelle war unbefristet, das Stipendium hingegen endet irgendwann, aber natürlich sah und sehe ich es als große Chance“, resümiert sie.

Zeit für die wissenschaftliche Arbeit

Und als die junge Frau im Frühjahr 2020 schließlich eine Mail über das neu aufgelegte Marianne-Plehn-Programm der Studienstiftung und des Landes Bayern liest, sieht sie darin die Gelegenheit, sich im akademischen Betrieb neu zu vernetzen. Denn: „Ich musste während meines Studiums nebenbei arbeiten, da es keine Stellen in meinem Bereich am Lehrstuhl gab“, erinnert sie sich. Nicht, dass sie das gestört hätte: „Im Gegenteil. Ich empfand diese Arbeit stets als große Bereicherung“, erklärt sie. Ihren Schwerpunkt hatte die gebürtige Schwäbin dabei in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen: Mal war sie als Hausaufgabenbetreuerin im Einsatz, ein anderes Mal moderierte sie medienpädagogische Präventionseinheiten eines Kreis-Jugendringes, leitete die Schularbeitsgruppe „Kreatives Schreiben“ und engagierte sich in der Flüchtlingsbetreuung. Das Marianne-Plehn-Programm bietet ihr nun die Möglichkeit, sich für eine bestimmte Zeit auf ihre wissenschaftliche Arbeit zu konzentrieren. Eine Situation, die sie so noch nicht erlebt hat.

Bis zu dem Tag, an dem die junge Frau die Zusage für das Marianne-Plehn-Stipendium erhielt, hatte sie ihre Erwartungshaltung heruntergeschraubt: Sie hatte versucht, sich einzureden, dass eine Viertelstelle an der Universität ihr Familienleben verkompliziere, um im Falle einer Absage nicht zu enttäuscht zu sein. Aber als die Zusage kam, lösten sich ihre Zweifel in Luft auf: „Ich war einfach nur froh! Und freue mich jetzt auf meine Seminare.“ Den Auftakt macht „Stadtgespräch… Das Graffiti als Kommunikationsmittel des Urbanen“ – ein Seminar, das sich an Studierende der Ethik der Textkulturen richtet und die Geschichte des Szenegraffitis ebenso wie Ausformungen und Funktionen des Kommunikationsmittels Graffiti in Nürnberg im Fokus hat.

Ausflug nach Temeswar brachte die Idee für die Promotion

Ulrike Epple ist selbst Absolventin des Elitestudienganges „Ethik der Textkulturen“ der Universität Erlangen-Nürnberg, eines Programms des Elitenetzwerks Bayern, das landesweit besonders leistungsfähige und leistungsbereite Studierende für die Spitzenforschung oder für Führungspositionen in der Berufswelt qualifiziert. Der interdisziplinär angelegte Studiengang vereint Literatur- und Sprachwissenschaften, Kulturgeschichte, Theologie und Philosophie. Ein breites Spektrum, das die viele Interessen von Ulrike Epple anspricht und vereint. Für ihre Masterarbeit Linguistic Landscape in Temeswar verbrachte sie 2015 mehrere Wochen in der rumänischen Stadt. Damals interessierte sie sich zunächst für Minderheitensprachen und deren Sichtbarkeit im öffentlichen Raum. „Dabei bin ich über die Graffitis im öffentlichen Raum gestolpert und habe mich gewundert, dass die in Verbindung mit der Linguistic Landscape so wenig erforscht sind“, erinnert sie sich. Und so entstand die Idee für ihre Promotion: „Eigentlich sind Graffitis ein alltagssprachliches Phänomen, das in der Linguistik aber gerade erst Aufwind erfährt.“

Was ihre Zukunftspläne angeht, gibt sich die 31-Jährige entspannt: „Ich bin da offen und flexibel im Denken. Allerdings“ – und da wird sie sehr deutlich: „bin ich extrem ehrgeizig in den Dingen, die mich interessieren, was aber die Flexibilität im Geiste keinesfalls ausschließt.“

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Stand: November 2020