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Porträts

Severin Penger

Ethnologie, Soziologie, Promotionsstipendium

Freie Universität Berlin

Severin Penger, 32 Jahre, Abitur in Altötting; studierte Ethnologie und Soziologie sowie Kunst- und Literaturwissenschaften in München, Pachuca de Soto in Mexiko und Havanna in Kuba. Derzeit promoviert er an der Freien Universität Berlin. Seit 2020 ist er Promotionsstipendiat der Studienstiftung.

Serie: Meine Forschungsfrage

Zwischen Haut- und Stadtbild: Promotionsstipendiat Severin Penger erforscht Tätowierungen in Neapel

„Welche Rolle spielen Tätowierungen generell in Neapel, warum speziell Tätowierungen und was sagt das über diese Stadt aus? Im Rahmen meiner ethnologischen Promotionsforschung untersuche ich in Neapel eine von lokalen und globalen Strömungen beeinflusste Tätowierkultur.

Häufige Neapel- und süditalienspezifische Motive, die mir während meiner etwa einjährigen Feldforschung begegnen, sind zum Beispiel der Vesuv, der Schauspieler Totò, der für sozialen Aufstieg und Humor steht, familienbezogene Symbole, Fußballmotive wie Diego Maradona, berühmte Söhne und Töchter der Stadt wie Sophia Loren oder der Stadtheilige San Gennaro. Auch das glücksbringende und gefahrenabwehrende Motiv Cornicello (eine Art Chilischote) ist bei Neapolitaner:innen und Tourist:innen gleichermaßen beliebt. Einer der Bewohner sagte mir: Bei einer Tätowierung gehe es nicht um die Verschönerung des Körpers, sondern um ‚Repräsentation‘, um ‚das, was du bist‘.

Meine Forschung ist auf zweifache Weise relevant: Tätowierungen sind in Neapel präsent und haben dort eine kontinuierlichere Geschichte als andernorts. Durch ein beliebtes lokales Phänomen versuche ich somit etwas Neues über diesen Ort und seine sich wandelnde Kultur herauszufinden. Mit meiner Forschung erkunde ich auch Neapels Einbettung in die Welt, die Lage am Rande Europas, das aktuelle kapitalistische System und grundsätzliche Fragen nach Zugehörigkeit, Vergänglichkeit, Glaube, Individualität und Wertvorstellungen.“

Stand: Oktober 2022