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Porträts

Samia Akhter-Khan

Psychologie

King’s College London, Großbritannien

Samia Akhter-Khan, 26, Psychologin, seit 2021 Promotionsstipendiatin der Studienstiftung, forscht am Center for Global Mental Health am King’s College London. Die Wissenschaftlerin forscht zur Einsamkeit älterer Menschen.

Ich befasse mich in meiner Forschung am King’s College London mit der Frage, wie ältere Menschen Einsamkeit bewältigen können und welche Rolle hierbei Aktivitäten spielen, bei denen sie sich für gemeinnützige Zwecke engagieren, um Enkelkinder oder ihre Partner:in kümmern – und somit die Möglichkeit haben, einen sinnvollen Beitrag zu leisten, und zugleich Respekt erfahren.

Bisherige Forschungen und Interventionen gegen Einsamkeit setzen sich zu wenig mit der Frage auseinander, was ältere Menschen konkret von ihren sozialen Beziehungen erwarten. Einsamkeit ist dabei nicht mit sozialer Isolation gleichzusetzen. Ich verstehe Einsamkeit als eine subjektive Erfahrung, die aus den unerfüllten Erwartungen einer Person an ihre Beziehungen resultiert.

In meinem theoretischen Forschungsbeitrag Understanding and Addressing Older Adults’ Lonelines: The Social Relationships Expectations (SRE) Framework, den ich in der wissenschaftlichen Fachzeitschrift Perspectives on Psychological Science publiziert habe, beschreibe ich insgesamt sechs Erwartungen an soziale Beziehungen, die, falls sie nicht erfüllt werden, zu Einsamkeit führen können. Dabei werden vier Erwartungen – nämlich Nähe, Unterstützung, Intimität und Spaß – bereits in gängigen Interventionsprojekten gegen Einsamkeit berücksichtigt. Zwei wichtige Faktoren, die in der wissenschaftlichen Analyse oft fehlen, habe ich gezielt in den Blick genommen: Generativität und Respekt, also die Erwartung sich für andere, jüngere Generationen zu sorgen und gleichzeitig für diese Care Arbeit wertgeschätzt zu werden. Mit diesem theoretischen Rahmen möchte ich dazu beitragen, die Mechanismen hinter der Einsamkeit älterer Menschen zu erklären.

Erfolgreiche Interventionen gegen Einsamkeit sollten die Erwartungen älterer Menschen an Generativität und Respekt berücksichtigen. Das bedeutet, ältere Menschen fühlen sich weniger einsam, wenn sie die Möglichkeit haben, einen sinnvollen Beitrag zu leisten, zum Beispiel durch ehrenamtliche Arbeit, und wenn sie sich von der Gesellschaft geschätzt und respektiert fühlen. Dies ist auch ein Ergebnis eines systematischen Reviews von 28 quantitativen Studien aus 21 Ländern mit über 190.000 Teilnehmenden, das ich zusammen mit meinen Co-Autor:innen am King`s College London erarbeitet habe.

Leider stammen keine dieser Studien aus dem globalen Süden. Gemeinsam mit meinem Forschungsteam publizierte ich daher eine Länggsschnittsstudie mit Daten aus Indonesien. Dabei zeigte sich auch hier: Ältere Menschen in Indonesien hatten ein geringeres Risiko für Einsamkeit, wenn sie sich um ihre Enkelkinder kümmerten und Freiwilligenarbeit leisteten, bei der sie selbst an Entscheidungen teilhaben konnten sowie respektiert und wertgeschätzt wurden.

Um weiter dazu beizutragen, die Forschungslücke zu schließen, führe ich zurzeit mit älteren Menschen aus Myanmar und Thailand qualitative, partizipative Projekte durch und teste eine Interventionsstudie gegen Einsamkeit. Ich greife hierfür auf  partizipative Forschungsmethoden  zurück, bei der die älteren Menschen ihr alltägliches Leben fotografisch dokumentieren.

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Stand: März 2023