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Berichte

Eine Idylle für „coole Streber“: Sommerakademie Ftan 2011

Für ihre Akademien schickt die Studienstiftung Stipendiaten auf Reisen. Den Startschuss bildet Anfang August alljährlich die Sommeruniversität in Ftan. Warum für 110 Stipendiaten trotz hohem Lernpensum der Spaßfaktor in der Ostschweiz nicht zu kurz kam, verrät Teilnehmer Jens Münster

Manch ein Großstädter würde das Gebiet vielleicht „Provinz“ nennen, andere sprechen von einer „Idylle“ in den Schweizer Alpen. Der Bergort Ftan mit seinem Hochalpinen Institut, in welchem die Stipendiaten während der Sommerakademie untergebracht sind, liegt weit weg von der Hektik des Uni-Alltags, 1600 Meter über dem Meeresspiegel. Die Berge rund um den Ort sind mehr als 3000 Meter hoch, dicht an dicht drängen sich Nadelwälder an Wiesen, Berghütten an Schneewipfel – eine beinahe traumhafte Gegend, in der die Stipendiaten zwei Wochen arbeiten und entspannen können.

Abwechslung bei Sport und Musik: Stipendiaten organisieren Aktivitäten
Zu Beginn der zwei Wochen begrüßen die Akademieleiterinnen Katja Fels und Carina Paul die Teilnehmer. Auch die Betriebsleiterin der außerhalb der Sommerferien als Internat genutzten Einrichtung lässt es sich nicht nehmen, die Stipendiaten willkommen zu heißen. Die meisten Teilnehmer werden von der Studienstiftung oder vom Max Weber-Programm gefördert, aber auch Schweizer Studienstiftler sowie eine Stipendiatin des Japan-Programms sind dabei.
Am Akademieort gibt es für die Teilnehmer viel zu erleben. Während morgens in den Arbeitsgruppen in Referaten, Diskussionsrunden und Gruppenarbeiten an aktuellen Forschungsfeldern gearbeitet wird, steht der Nachmittag für selbstorganisierte Aktivitäten zur Verfügung. Ausgiebig nutzen die Stipendiaten die umfangreichen sportlichen Möglichkeiten: Fußball, Volleyball, Tennis und Bergwanderungen, für jeden Geschmack ist etwas dabei. Auch musikalisch gibt es viel Abwechslung: Die Proben der Gesangs-, Instrumental-, und Theatergruppen werden von vielen Stipendiaten besucht.

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  Wandern Richtung Österreich: zwei Tage auf Schusters Rappen
Am freien Wochenende unternehmen die meisten Teilnehmer Tagesausflüge, eine rund 30-köpfige Gruppe macht sich für eine Zwei-Tages-Wanderung nach Osten Richtung Österreich bereit. Die Teilnehmer übernachten dabei in einer Berghütte, in der trotz des anstrengenden Fußmarsches eine harmonische Ruhe aufkommen kann.
Bei abwechslungsreichen Abendvorträgen geben die Dozenten der einzelnen Arbeitsgruppen einen Einblick in ein aktuelles Forschungsfeld. Das Themenspektrum ist dabei breit gefächert: Verschwörungstheorien der Geschichtswissenschaft, Frühgeschichtliche Ausgrabungen in Jordanien, mathematische Probleme von Eiscreme, Fitness-Programme in den USA, molekulare Grundlagen des Stoffwechsels, aktuelle Entwicklungen von „Clouds“ im Internet – kurzweilige und dennoch informative Vorträge bilden die Grundlage für eine anschließende Diskussion.

Podiumsdiskussion und Abseil-Aktion: buntes Programm am Abend
Außer den für Sommerakademien traditionellen Abendvorträgen wird in diesem Jahr in Ftan eine Vielzahl an neuen Programmelementen geboten: Eine Podiumsdiskussion der Dozenten zum Thema „Vereinbarkeit von Familie und Beruf“ stößt bei den Stipendiaten auf großes Interesse, ebenso wie die Vorführung und Besprechung des Bergfilms „Das blaue Licht“ von Leni Riefenstahl. Auch die „Schaufenster“, welche am vorletzten Abend aufgeführt werden, kommen hervorragend an: Die Arbeitsgruppen stellen hier auf unterhaltsame und meist selbstironische Weise die Themenfelder und Ergebnisse ihrer Arbeitsgruppen vor. Elaborierte Theaterstücke, professionelle TV-Talkshows und sportliche Elemente wie ein sich plötzlich von der Dachterrasse abseilender Bergkletterer schaffen eine feinsinnige und berührende Atmosphäre.

Tiefsinnige Gespräche und durchfeierte Nächte: kein Widerspruch
Der „Bunte Abend“ bildet den Höhepunkt und gleichzeitig auch den letzten Programmpunkt der Akademie: Musikalische Solo- und Gruppenstücke lassen den Romantikfaktor steigen, das Improvisationstheater bringt eine Vielzahl an spontanen Gags und der Foto-Contest kürt die besten Aufnahmen der Stipendiaten. Die Abschlussparty dauert bis in die Morgenstunden, manch ein Teilnehmer geht gar nicht schlafen, sondern verschiebt die Erholung auf die Rückfahrt im Zug. Man gewinnt den Eindruck, dass sich Stipendiaten, Dozenten und Organisatoren einig sind: Die beiden Wochen der Sommerakademie in Ftan sind eine herausragende Zeit. Durch die Arbeitsgruppen und Freizeitaktivitäten können sich viele Freundschaften entwickeln. Das macht den Charme dieser Akademie aus: Einerseits eine hochmotivierte Gruppe an Menschen, mit denen Kommunikation Spaß macht und tiefsinnige Gespräche möglich sind, andererseits ein Teilnehmerfeld, das entspannt ist und abends auch einmal richtig gut „abfeiern“ kann. Kein Widerspruch – Realität in Ftan.

Jens Münster, Lehramt Deutsch, Geschichte, Mathematik, Universität Mainz