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Berichte

Jens Mahlmann: „Keine Karriere nach Schablone“

Stipendiat Jens Mahlmann (Physik, Universität Valencia) berichtet von der Lindauer Nobelpreisträgertagung 2019.

Herr Mahlmann, warum haben Sie sich für die Nobelpreisträgertagung beworben?

Ich bin durch die Einladung der Studienstiftung auf die Nobelpreisträgertagung aufmerksam geworden. Mir wurde schnell klar, welchen Wert diese Veranstaltung für junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler bietet. Derzeit befinde ich mich kurz vor dem Ende meines Ph.D. Ich forsche an der Universität Valencia an dem Projekt Generation of relativistic jets from progenitors of Gamma-Ray bursts, zusammen mit Professor Aloy Torás. Gemeinsam suchen wir Erklärungen für die energiereichsten Prozesse des Universums – mit schwarzen Löchern und Neutronensternen in Computern studieren wir entfernte Galaxien hier in Valencia. Die Tagung war das Highlight in der Orientierungsphase vor dem PostDoc oder einem Wechsel in die Industrie.

Welcher Programmpunkt hat Ihnen besonders gut gefallen?

Die Vorträge der Nobelpreisträgerinnen und -träger sind ein ausgesprochener Gewinn und interessanter Perspektivwechsel, gerade für einen Ph.D.-Studenten mit „Tunnelblick“. Besondere Impulse gaben mir die freien Diskussionen mit den Nobelpreisträgern und die sich daran anschließenden persönlichen Gespräche mit anderen Teilnehmerinnen und Teilnehmern. Überraschenderweise haben gerade Diskussionen mit den Preisträgern meine Perspektive auf die Wissenschaft wieder normalisiert und dem oft vorherrschenden „Geniekult" entgegengewirkt.

Mit wem sind Sie ins Gespräch gekommen?

Mit Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus vielen verschiedenen Ländern. Besondere Interaktionen hatte ich mit dem US-amerikanischen Physiker und Nobelpreisträger 2014, David Gross, im Rahmen einer Diskussionsrunde, bei der ich ihn fragte, wie viel eigenen Bias wir in Simulationen des Universums einbauen und wie man diese Problematik angehen kann. Ein Mittagessen durfte ich mit Rainer Weiss verbringen, einem Pionier im Bereich der Gravitationswellen, mit denen ich mich auch beschäftige. Neben meinen Fragen zur Wichtigkeit von Modellen kollidierender Neutronensterne hat Rainer Weiss seine Gedanken zu seinem politischen Engagement mit uns geteilt. Es wurde deutlich, wie wichtig es ist, dass Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler vehement für die Freiheit von Forschung eintreten und auf faktenbasierte Politik pochen.

Welcher Nobelpreisträger hat Sie am meisten beeindruckt?

Wolfgang Ketterle. In seiner direkten Art und mit seinem Anspruch, eben keine Karriere nach Schablone anzustreben, wird Wolfgang Ketterle meine zukünftige Arbeit weiter begleiten. Die Betonung vieler Nobelpreisträgerinnen und -träger, dass sie als junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mitgerissen wurden von ihrer fachlichen Neugier, ermutigt mich auf dem Weg in meinen ersten PostDoc.

Wie würden Sie die Atmosphäre auf der Nobelpreisträgertagung beschreiben?

Da die Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus verschiedensten Fachbereichen kommen, sind Interaktionen in einer konstruktiven Atmosphäre sehr gut möglich. Die Nobelpreisträger sind nahbar und für alle Fragen offen. Diese Tagung ist ein Highlight in der Laufbahn eines jungen Wissenschaftlers.

Was war ihr persönliches Highlight?

Die Diskussionsrunde mit David Gross, einem theoretischen Physiker. In unseren Fragen hat Professor Gross seine Gedanken zum Konzept der Zeit und zur Frage „Wie endet unser Universum?" mit uns geteilt. Seine sehr angenehme Art und offensichtliche Zufriedenheit mit sich und seinem Fach war eine unglaublich mitreißende Mischung.

Stand: Juli 2019