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„Ein Thema finden, das das Interesse anderer Forscher weckt“

So unterschiedlich ihre Projekte und Hintergründe auch sind, die Herausforderungen – etwa beider Wahl des richtigen Themas oder der Motivationüber viele Monate hinweg – ähneln sich. Fragt man Doktorandinnen und Doktoranden wie Britt Ziolkowski, Martin Johannes Bruns und Bernhard Schauberger nach dem Mehrwert des Promovierens mit Stipendium, werden häufig die finanzielle und räumliche Unabhängigkeit, die Freiheit bei der Wahl des Dissertationsprojekts, die Konzentration auf die eigene Forschungsarbeit sowie der Austausch mit Promovierenden anderer Fächer genannt.

Wie sind Sie zu Ihrer Promotionsform gekommen?

Ziolkowski: Zu Beginn meiner Dissertation hatte ich bereits ein Kind, zwei weitere folgten in den darauffolgenden Jahren. Ich habe mich für eine Individualpromotion an einem Lehrstuhl entschieden, weil mir viel Freiheit bei der Gestaltung und Durchführung meines Projektes wichtig war.

Bruns: Ich promoviere innerhalb eines strukturierten Programms, dem DIW Graduate Center, und bin außerdem Doktorand an der FU Berlin. Ich habe mich dafür entschieden, weil es sehr viele Ansprechpartner mit ähnlichen Interessen gibt und weil während des ersten Kursjahres noch einmal Grundlagen für die spätere Forschung gelegt wurden, die jetzt sehr hilfreich sind.

Schauberger: Für eine kumulative Dissertation habe ich mich entschieden, weil die Veröffentlichung von Ergebnissen bereits während der Promotion einen Verbleib in der Wissenschaft erleichtert. Am Institut habe ich noch zusätzlich eine Achtelstelle, da diese die Mitarbeit an anderen Themen ermöglicht und die Übernahme der Krankenkassenbeiträge eine erhebliche Entlastung darstellt.

Welche Herausforderungen haben Sie bislang während der Promotion überwinden müssen?

Bruns: Für mich war die Themenfindung der bisher schwierigste Teil, da ich zwar meine Interessen grob eingrenzen konnte, es jedoch herausfordernd war, eine Fragestellung zu finden, die über mehrere Jahre hinweg interessant ist und gleichzeitig das Interesse anderer Forscher weckt.

Schauberger: Beim Klimawandel gibt es eine enorme Diskrepanz zwischen Wissen und Handeln, die man in der täglichen Arbeit nicht einfach ausblenden kann – die wissenschaftliche Arbeit ist immer mit politischen Fragestellungen verbunden.

Ziolkowski: Eine große Herausforderung bestand darin, fortlaufend Motivation zu schöpfen. Es gab regelmäßig Momente, in denen ich das Projekt am liebsten beiseitegelegt hätte.

Was ist die bisher interessanteste Erkenntnis Ihrer Promotionszeit? Haben Sie ein besonderes Highlight erlebt?

Bruns: Eine sehr hilfreiche Erkenntnis war, dass andere Doktoranden bei der Themenfindung oder der Einteilung der Arbeitszeit oft ähnliche Schwierigkeiten haben und wir uns offen austauschen konnten. Ein Highlight meiner bisherigen Promotionszeit war die Zusammenarbeit mit einem Forscher am Internationalen Währungsfond, der es auf sehr beeindruckende Weise verstand, politikrelevante Fragen auf eine Weise zu adressieren, dass sich auch die akademische Literatur dafür interessierte.

Ziolkowski: Eine zentrale Erkenntnis meiner Arbeit ist, dass die Frauen eine sehr wichtige Rolle für den Fortbestand und das strategische Überleben der Hamas spielen und sogar ein gewisses feministisches Potenzial bergen. Ein Highlight für uns als Familie war unser zweijähriger Aufenthalt in Palästina: Dort haben wir viele schöne Momente gehabt, wir erlebten aber auch den Konflikt ganz nah, was nicht einfach zu verarbeiten war.

Schauberger: Am faszinierendsten an der Wissenschaft finde ich, dass man prinzipiell nahezu alles erforschen kann – es ist nur ein systematisches Vorgehen nötig. Für mich war es auch wichtig zu erkennen, dass der Wissenszuwachs meist in kleinen Schritten erfolgt und erst ein Rückblick nach mehreren Jahr(zehnt)en zeigt, wie sehr sich die Erkenntnistiefe und damit die Welt gewandelt haben. Bei diesem Wissenszuwachs mitzuwirken, ist für mich eine schöne Erfahrung.

Welche Rolle hat die Studienstiftung für Sie bislang gespielt? Was ist aus Ihrer Sicht der Mehrwert des Promovierens mit Stipendium?

Ziolowski: Dank der finanziellen Unterstützung der Studienstiftung war ich nicht gezwungen, einen Weg zwischen Promotion, Familie und (Erwerbs-) Arbeit auszutarieren. Über die Studienstiftung fand ich zudem eine Doktorandin, die mir als Soziologin bei meinem Fragebogen für die Interviews mit den Hamas-Frauen helfen konnte.

Bruns: Der Mehrwert des Promovierens mit Stipendium ist zum einen die Möglichkeit, sich mit Doktoranden anderer Fachrichtungen auszutauschen, zum anderen erlaubt mir das Stipendium, mich in hohem Maße auf die Forschung zu konzentrieren, sodass die Promotion voraussichtlich im vorgesehenen Zeitrahmen abgeschlossen wird und unter Umständen durch die zusätzliche Zeit eine höhere Qualität haben wird.

Schauberger: Die gesicherte Finanzierung, die Unabhängigkeit von Projekten, die unkomplizierte Betreuung durch die Geschäftsstelle, die Freiheit, neue Themen auszuprobieren, und nicht zuletzt die räumliche Flexibilität sind für mich klare Vorteile gegenüber einer klassischen Stelle.

Zu den Personen

Britt Ziolkowski, geboren1983, promovierte von 2012 bis 2016 an der Universität Hamburg im Fach Islamwissenschaft zum Thema Die Aktivistinnen der Hamas. Zur Rolle der Frauen in einer islamistischen Bewegung. Ihre Promotion wurde vier Jahre lang von der Studienstiftung gefördert. Sie hat drei Kinder.

Martin Johannes Bruns, geboren 1989, promoviert seit Oktober 2015 im Fach VWL zum Thema Macroeconomics and Econometrics. Seine Promotion am DIW Graduate Center der FU Berlin wird durch ein Stipendium der Studienstiftung unterstützt.

Bernhard Schauberger, geboren 1984, promoviert seit Mai 2014 mithilfe eines Stipendiums der Studienstiftung am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung, wo er zusätzlich eine Achtelstelle innehat. Das Thema seiner kumulativen Promotion im Bereich der Agrarökonomik lautet: Improving crop models to better assess food security under climate change.