Persönlichkeiten aus Kunst, Wissenschaft und Unternehmertum

Stellvertretend für viele Ehemalige der Studienstiftung stellen wir Ihnen im Folgenden drei Persönlichkeiten aus Kunst, Wissenschaft und Wirtschaft vor, die sich in besonderer Weise in die Gesellschaft einbringen und für das Gemeinwohl engagieren.

Künstlerin Henrike Naumann stellt sich gesellschaftspolitischen Fragen

„Der Rechtsextremismus in meiner alten Heimat ist ein Thema, das mich nicht loslässt.“ So beschreibt Henrike Naumann einen zentralen Antrieb ihrer Arbeiten. Insbesondere die Mordanschläge der in ihrer Heimatstadt Zwickau untergetauchten Terrorgruppe NSU haben die 1984 geborene Künstlerin zu einer verstärkten Auseinandersetzung mit der politischen Radikalisierung in der Gesellschaft bewegt.

Auch das Erbe der DDR und die Umbruchzeit der 90er Jahre stehen immer wieder im Mittelpunkt ihrer Arbeiten. In szenografischen Räumen kombiniert sie Video und Sound mit Gemälden ihres Großvaters und Möbeln der Nachwendezeit. Für ihre aus einem politischen Engagement heraus motivierte Erinnerungsarbeit wurde sie 2019 mit dem Kunstpreis der Leipziger Volkszeitung sowie dem Max-Pechstein-Förderpreis der Stadt Zwickau ausgezeichnet.

Henrike Naumann studierte zunächst Bühnen- und Kostümbild an der Hochschule für Bildende Künste Dresden sowie Szenografie an der Filmuniversität Babelsberg. Seit 2018 ist sie Stipendiatin der Studienstiftung und wird im Rahmen des Karl Schmidt-Rottluff Stipendiums für hervorragende Künstlerinnen und Künstler gefördert.

Bernhard Schölkopf forscht im Bereich der künstlichen Intelligenz (KI)

Professor Dr. Bernhard Schölkopf, 1968 in Stuttgart geboren, ging nach dem Studium der Physik, Mathematik und Philosophie in Tübingen und London an die amerikanischen „Bell Labs“. 1997 promovierte Schölkopf an der TU Berlin in Informatik. Sowohl während eines Teils seines Studiums als auch während seiner Promotion wurde Schölkopf von der Studienstiftung gefördert (1992 – 1997).

Nach Tätigkeiten im britischen Cambridge und in einem New Yorker Biotech-Start-up wurde Schölkopf 2001 Direktor am Tübinger Max-Planck-Institut für biologische Kybernetik. 2011 war er einer der Gründungsdirektoren des Max-Planck-Instituts für Intelligente Systeme in Tübingen und Mitbegründer des dortigen „Cyber Valley“, eines Kompetenzzentrums, das Deutschland in der internationalen KI-Konkurrenz zu einer Spitzenstellung verhelfen soll. Schölkopf und sein Team erforschen Algorithmen, mit denen Computerprogramme flexibel auf Situationen reagieren können. Dies ist zum Beispiel für selbstfahrende Autos wichtig, aber auch Anwendungen in der Biologie, der Medizin, den Wirtschafts- und Sozialwissenschaften und in zahlreichen anderen Feldern profitieren von seinen Forschungsergebnissen. Schölkopf sieht gegenwärtig eine Revolution der
Informationsverarbeitung, die unsere Gesellschaft radikal transformieren wird.

Für seine Forschungsarbeit wurde er unter anderem mit dem Milner Award 2014 der britischen Royal Society, dem Leibniz-Preis 2018 und dem Körber-Preis 2019 ausgezeichnet.

Engagiert sich für „sozialen Konsum“: Iris Braun ist Mitgründerin des Start-ups „share“

Iris Braun wurde 1988 geboren und wuchs auf einem abgelegenen Bauernhof in Oberfranken auf. Im Gegensatz zu den meisten ihrer Schulkameraden zog es sie nach dem Abitur in die Ferne: Ihr Bachelorstudium in Philosophy, Politics and Economics in Oxford finanzierte sie mit einem englischen Staatskredit und mehreren Nebenjobs. Bevor sie von 2013 bis 2015 als Stipendiatin der Studienstiftung innerhalb des McCloy Programms einen Master in Entwicklungsökonomie an der Harvard Kennedy School absolvierte, arbeitete sie zwei Jahre als Unternehmensberaterin bei Boston Consulting. In dieser Zeit lernte sie ihren Kollegen und späteren Mitgründer Sebastian Stricker kennen, der, wie sie, für ein soziales Projekt beim Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen im Einsatz war.

Jedem Menschen den Zugang zu Essen, Trinken und Hygiene zu ermöglichen, ist die Vision des Unternehmens „share“, das im März 2018 mit zehn Produkten in diesen drei Bereichen startete. Für jedes verkaufte Produkt, das unter anderem bei Rewe und dm erhältlich und nicht teurer als andere vergleichbare Markenprodukte ist, verteilt „share“ weltweit ein gleichwertiges an einen bedüftigen Menschen. Eine Flasche Wasser spendet durch den Bau von Brunnen Trinkwasser, ein Nussriegel eine Mahlzeit, ein Duschgel ein Stück Seife. Iris Braun und ihre Mitgründer nennen dies „sozialen Konsum“. Hierfür arbeiten sie eng mit ihren Kooperationspartnern „Aktion gegen den Hunger“, der „Berliner Tafel“, der „Welthungerhilfe“ und dem „Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen“ zusammen. Bis Anfang 2020 hat „share“ bereits 6,4 Millionen Mahlzeiten gespendet, 3,3 Millionen Seifen verteilt sowie 75 Brunnen und 40 Handpumpen gebaut oder renoviert. „Share“ zeigt, dass man als Unternehmen Geld verdienen und gleichzeitig Gutes tun kann.

Iris Braun will mit ihrem Start-up Dinge anstoßen und die großen Wirtschaftskonzerne zum Umdenken anregen. So hat sie sich zum Beispiel dafür eingesetzt, dass die Mineralwasserflaschen von „share“ zu 100 Prozent aus recyceltem Plastik bestehen. Andere Hersteller sind diesem Beispiel inzwischen gefolgt.

Der Beitrag erschien wie auch die folgenden Hintergrundinformationen im Jahresbericht 2019 der Studienstiftung.

Hintergrundinformationen: zivilgesellschaftliches Engagement und Innovation im Fokus

Besondere Herausforderungen setzen bei Geförderten und Alumni der Studienstiftung erfreulicherweise immer wieder Kräfte für Engagement frei.

In vielfältigen Formaten und über alle Programmlinien hinweg bearbeiteten Geförderte und Ehemalige der Studienstiftung 2019 gesellschaftspolitisch aktuelle Themen, darunter globale Gesundheit, Digitalisierung, Migration,Bildungsungerechtigkeit, Wissenschaftskrise und vieles andere mehr. Die Auseinandersetzung mit wissenschaftlichen Erkenntnissen ging dabei vielfach Hand in Hand mit einem Austausch mit politisch, zivilgesellschaftlich, publizistisch oder journalistisch Aktiven sowie der Reflexion eigener Handlungsspielräume  und Standpunkte.

In diesem Sinne beschäftigten sich Geförderteauf der mittlerweile dritten stipendiatisch organisierten Nachhaltigkeitsakademie nicht zuletzt intensiv damit, wie sie mit Impulsen in die Gesellschaft oder auch konkret in die Studienstiftung hineinwirken können.

Auch die Frage nach der Zukunft der Demokratie und, damit eng verknüpft, den aktuellen Entwicklungen in Europa nahm 2019 einen zentralen Stellenwert ein: Anlässlich „70 Jahre Grundgesetz“ beteiligten sich vier Geförderte mit einem Demokratie-Slam im Mai an den „Bonner Tagen der Demokratie“.

Demokratie war auch das Thema der gemeinsamen Sommerakademie aller 13 vom Bundesministerium für Bildung und Forschung finanzierten Begabtenförderungswerke, die 2020 und 2021 fortgeführt wird und unter der Schirmherrschaft von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier steht.

Zum Thema „Private Beiträge zum Gemeinwohl: Soziale Investitionen, Stiftungen, Engagement und Demokratie“ brachte der Alumnus der Studienstiftung Dr. Volker Then in einer der insgesamt 13 Arbeitsgruppen dieser Akademie Geförderte verschiedener Werke in einen Dialog.