Page 79 - Jahresbericht 2018
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Akteneinsicht in archivierte Förder­ akten für wissenschaftliche Zwecke Seit 2017 hat die Studienstiftung eine eigene Benutzerordnung für die wissenschaft­ liche Arbeit mit den rund 60.000 Ehemaligenakten, die sich in ihrem Archiv befinden. An dieser Stelle berichtet sie über Anträge auf Akteneinsicht und laufende Projekte. Grundsätzlich gilt, dass eine Veröffentlichung personenbezogener Inhalte aus Förderakten ehemaliger Stipendiatinnen und Stipendiaten nur erfolgen kann, wenn die betroffene Per- son oder ihre Erben der Publikation zuge- stimmt haben. Bereits bei der Antragstellung auf Akteneinsicht verpflichten sich die Wis- senschaftlerinnen und Wissenschaftler auf die Wahrung des Datenschutzes sowie der Persönlichkeits- und Urheberrechte der be- troffenen Personen im gesamten Prozess von Einblicknahme, Auswertung und Veröffentli- chung (s. Jahresbericht 2017, S. 92f.). 2018 haben die Studienstiftung keine neuen Anträge auf Akteneinsicht erreicht. Zwei lau- fende Projekte wurden im Berichtsjahr weiter entwickelt: Für ihr Projekt einer kulturphiloso- phischen Arbeit zum Thema Radikalität hatte Mirjam Schaub, Professorin für Philosophie an der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle, bereits 2016 mit Zustimmung des Vor- stands Einblick in die Förderakten von Hans Magnus Enzensberger und Bernward Vesper erhalten. Insbesondere war ihr daran gele- gen, mehr über die Radikalisierungsprozesse der 68er-Generation zu erfahren. Das Projekt von Professorin Mirjam Schaub soll 2019 mit einer Monografie abgeschlossen werden (Ar- beitstitel: „High sein, frei sein, Terror muss dabei sein!“ Ästhetik und Interessen der 1968er). Voraussetzung für die Veröffentli- chung aus den Akten ist das Einverständnis von Hans Magnus Enzensberger sowie des Sohnes von Bernward Vesper. Gestartet ist 2018 außerdem das Ende 2017 durch den Vorstand genehmigte Projekt von Sebastian Susteck, Professor für Literaturwis- senschaft an der Ruhr-Universität Bochum. Es beschäftigt sich mit der Frage nach Bil- dungserfahrungen bei Geförderten der Studien- stiftung in den Zeiträumen 1955–65, 1966–75 und 1976–85. Im Laufe des Jahres wurden rund 700 Studienberichte von beinahe 90 Ehemaligen aus den Sprach- und Geisteswis- senschaften mithilfe eines eigens erstellten Fragenkatalogs ausgewertet. Die Auswertung erfolgte anonymisiert, das heißt ohne Erfas- sung des Namens der jeweiligen Autorinnen und Autoren. Neben Basisdaten wie Hoch- schule und Studienfach wurden unter ande- rem die Reflexionen der ehemaligen Stipendi- atinnen und Stipendiaten zu ihren universitä- ren Veranstaltungen, fachlichen und außer- fachlichen Lektüren festgehalten. Für das Jahr 2019 ist die Veröffentlichung erster Er- gebnisse in Form von Aufsätzen geplant. Schon diese ersten Ergebnisse zeigen die Bedeutung der Berichte als Quellen der Bil- 78 Akteneinsicht in archivierte Förderakten für wissenschaftliche Zwecke 


































































































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