Page 7 - Jahresbericht 2018
P. 7

zugnahme auf das (deutsche) Volk im Namen der Studienstiftung akzentuier- te damit wohl auch den idealistischen Gemeinschaftsgedanken, der für die verfasste Studentenschaft der zwanziger Jahre charakteristisch war. Abgese- hen davon war für die Arbeit der Studienstiftung von Anfang an die „strengste Ausschaltung aller politischen, konfessionellen und weltanschaulichen Ge- sichtspunkte“ maßgebend, und auch mit dem Motto der Wirtschaftshilfe der Deutschen Studentenschaft konnte sie sich identifizieren: „Die deutsche Hochschule den Besten der Jugend, allen Schichten des Volkes“. Im nationalsozialistischen Staat seit 1933 unterfiel die Studienstiftung zu- nächst der Strategie der „Gleichschaltung“ des gesellschaftlichen Lebens und ging dann ab 1935 im Reichsstudentenwerk auf. Das war das (vorläufige) Ende der Studienstiftung: ihres Namens ebenso wie der sie tragenden Idee. Die Arbeit der „Reichsförderung“ von Studenten und deren „besonders gründ- liche Auslese“ erfolgten nach ideologischen und rassistischen Kriterien. Als 1948 die Studienstiftung wiedergegründet wurde, suchte man die Kontinu- ität zur Vorgängerorganisation. Das ergibt sich aus einem Aufruf vom April 1948, den so unterschiedliche Persönlichkeiten wie Hanns Böckler, Max Brauer, Josef Frings, Eugen Gerstenmaier, Adolf Grimme, Romano Guardini, Walter Hallstein, Rudolf Alexander Schröder und Peter Suhrkamp unterzeich- neten. „Die Studienstiftung des deutschen Volkes war die Krönung der Arbeit der studentischen Selbstverwaltung nach dem ersten Weltkrieg“, heißt es dort einleitend. Symbol dieser Kontinuität war die Beibehaltung des Namens. Heinz Haerten, erster Geschäftsführer der wiedergegründeten Studienstif- tung, berichtet, dass über diese Frage im Vorfeld eine Diskussion entstand, wobei sich die Sozialdemokraten Adolf Grimme (niedersächsischer Kultusmi- nister) und Heinrich Landahl (Hamburger Schulsenator) gegen die Christ- demokratin Christine Teusch (Kultusministerin in Nordrhein-Westfalen) und ihren Kollegen Robert Tillmanns (hernach Bundesminister im zweiten Kabi- nett Adenauer) durchsetzten. Letztere hätten für die „zeitgemäßere“ Benen- nung „Studienstiftung“ plädiert. Ein gewisses Entgegenkommen bestand schließlich darin, dass das auratische große „D“ im dritten Wort des Namens durch einen nüchternen Kleinbuchstaben ersetzt wurde. Wir haben es also seither mit einer „Studienstiftung des deutschen Volkes“ zu tun. Die Frage, ob dieser leicht veränderte Name noch zeitgemäß ist, wird auch (oder: erst recht?) heute gelegentlich aufgeworfen. Erweckt der Name mögli- cherweise den Eindruck, die Studienstiftung sei eine Organisation am rechten Vorwort des Präsidenten 5 


































































































   5   6   7   8   9