Page 6 - Jahresbericht 2018
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4 Vorwort des Präsidenten SELBSTVERSTÄNDNIS Am 29. Januar 1925 wurde in Dresden eine Begabtenförderung für das Deut- sche Reich (seinerzeit verfasst als „Weimarer Republik“) gegründet. Sie er- hielt den Namen „Studienstiftung des Deutschen Volkes“. Den Hintergrund für diese Initiative bildeten die Folgen des Ersten Weltkrieges, die in der großen Krise des Jahres 1923 kulminierten. Die durch die Hyperinflation bewirkte Geldvernichtung traf weite Teile des traditionellen Bildungsbürgertums wie auch des aufstiegsorientierten neuen Mittelstands besonders schwer, und auch hervorragend begabte Kinder aus solchen Elternhäusern konnten sich damit eine akademische Ausbildung kaum mehr leisten. Ausschlaggebend für die Aufnahme in die Studienstiftung war deshalb neben der „Tatsache aus- nahmsweiser wissenschaftlicher Begabung“ und „charakterlicher Eignung“ eine wirtschaftliche Bedürftigkeit. Es handelte sich also um eine Förderungs- einrichtung mit klarer Sozialbindung. Möglicherweise war es diese Sozialbin- dung – sie wird von Rolf-Ulrich Kunze in seiner Geschichte der Studienstiftung als „sensationell progressiv, ja revolutionär“ bezeichnet –, die in dem Namen Studienstiftung „des Deutschen Volkes“ anklingen sollte. Hinzu kommt ein weiterer interessanter Aspekt. Entstanden ist die Studienstiftung nicht auf Ver- anlassung des Staates, sondern aus der Mitte der Gesellschaft heraus. Den Gründungsbeschluss traf der Vorstand der Wirtschaftshilfe der Deutschen Studentenschaft; er entsprang also letztlich einer Initiative der studentischen Selbstverwaltung in Verbindung mit sozial engagierten Akademikern. Die Be- 


































































































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