Page 18 - Jahresbericht 2018
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Die Studienstiftung und die NS-Zeit – Start eines Forschungsprojekts Die Studienstiftung wurde 1925 gegründet, 1934 aufgelöst und 1948 wiedergegrün- det. Ein unabhängiges Aufarbeitungsprojekt soll nun personelle wie institutionelle Kontinuitäten und Diskontinuitäten in der Studienstiftung angesichts der histori- schen Zäsuren von 1933 und 1945 untersuchen. Hintergrund Eine erste genauere Beschäftigung mit der Studienstiftung in den frühen Jahren des Nati- onalsozialismus enthält die Monografie zur Geschichte der Studienstiftung von Rolf-Ul- rich Kunze (Die Studienstiftung des deut- schen Volkes seit 1925. Zur Geschichte der Hochbegabtenförderung in Deutschland, Ber- lin 2001). Kunze zeichnet hier die ambivalente Haltung nach, mit der die Studienstiftung ab 1933 nationalsozialistische Vorgaben teils un- ter Druck, teils bereitwillig umsetzte. Ein Auf- satz von Thomas Ludwig aus dem Jahr 2000 dokumentiert darüber hinaus zahlreiche Fälle von Stipendiatinnen und Stipendiaten, die aus politischen oder rasseideologischen Gründen aus der Studienstiftung ausgeschlossen wur- den (Jahresbericht 2000). Bislang noch nicht näher untersucht wurden dagegen die weite- ren Karriere- und Biografieverläufe von (ehe- mals) Geförderten, Vertrauensdozentinnen und -dozenten sowie von Mitgliedern der Gre- mien und der Geschäftsstelle vor und nach der Auflösung der Studienstiftung 1934. Auch die Phase der Wiedergründung der Studien- stiftung ist bislang kaum unter der Fragestel- lung betrachtet worden, welche personellen und ideologischen Kontinuitäten aus der Zeit des Nationalsozialismus für ihre damalige Verortung und folgende Entwicklung eine Rolle spielten. Ausschreibung in zwei Teilprojekten Nach ersten Vorrecherchen hat die Studi- enstiftung daher im Jahr 2018 eine auf drei Jahre ausgelegte historische Aufarbeitung in zwei Teilprojekten ausgeschrieben, auf die sich Lehrstühle an Universitäten und von Bund oder Ländern finanzierte außeruniversi- täre Forschungsinstitutionen bewerben konn- ten. Das erste Teilprojekt nimmt dabei die Zeit rund um die Wiedergründung 1948 in den Blick, das zweite soll die Auflösungsphase der Studienstiftung um 1934 und die Biografiever- läufe über die Zäsur von 1933 hinaus untersu- chen. Dem zweiten Teilprojekt ist eine sechs- monatige Machbarkeitsstudie vorgeschaltet, die zunächst die Quellenlage prüfen wird. Er- möglicht wird das Vorhaben dank zusätzlicher Mittel, die das Bundesministerium für Bildung und Forschung zur Verfügung stellt. Bereits die Projektkonzeption hatten drei re- nommierte Historiker – Professor Frank Bösch (Zentrum für Zeithistorische For- schung Potsdam), Professor Michael Wildt (Humboldt-Universität zu Berlin) und Pro- fessor Andreas Wirsching (Institut für Zeit- 16 Die Studienstiftung und die NS-Zeit – Start eines Forschungsprojekts 


































































































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