Engagementpreis 2023, Finalist: Jonas Will, Techdalo

„Als eine Schülerin es schaffte, einen IT-Job zu erreichen, habe ich begriffen: Wir können mit unserer Arbeit etwas verändern.“

Das soziale Start-up Techdalo ermöglicht Jugendlichen aus einkommensschwachen Familien in den kolumbianischen Städten Bogotá und Cali eine viermonatige Ausbildung in der Webentwicklung. Mithilfe von Partnerunternehmen sowie Trainings unterstützt das Team um den 21-jährigen Jonas Will anschließend auch bei der Jobsuche. Das Projekt finanziert sich durch einen umgekehrten Generationenvertrag: Finden Schülerinnen und Schüler mithilfe von Techdalo einen Job, zahlen sie für drei Jahre einen Teil ihres Gehaltes an das Projekt zurück und ermöglichen so die Finanzierung weiterer Generationen von Schülerinnen und Schülern.

Jonas Will zog nach seinem Abitur in Erding für ein sechsmonatiges Auslandpraktikum nach Mexiko, um dort Spanisch zu lernen. Nach seiner Rückkehr nach Deutschland nahm er 2020 das Studium Wirtschaftspsychologie an der FOM Hochschule für Ökonomie & Management in München auf. Seit 2022 ist er Stipendiat der Studienstiftung des deutschen Volkes.

Der 21-Jährige engagiert sich seit Mai 2021 beim  sozialen Start-up Techdalo und übernimmt mittlerweile die Leitung des Teams. Bei Techdalo können Schülerinnen und Schüler seit 2019 in den kolumbianischen Städten Bogotá und Cali ihre beruflichen und persönlichen Träume im Bereich der IT-Entwicklung verwirklichen. Techdalo ist ein Projekt der studentischen Entrepreneurship Initiative Enactus.

Interview mit Jonas Will

Herr  Will, Sie unterstützen Karrierewege im IT-Sektor – was haben Sie bereits bewirkt?

Mithilfe von Techdalo konnten zwei kolumbianische Schüler:innen einen festen Job im Bereich Web Development erreichen. Das bedeutet, die Jugendlichen können mit dem Programmieren nicht nur ihre Leidenschaft verfolgen, sondern sind auch durch ein stabiles Einkommen abgesichert. Mit dieser Basis können sich die Schüler:innen aus eigener Kraft weiterbilden und entwickeln.

Mit den vier Schüler:innen des ersten, 2021 gestarteten, Jahrgangs sind wir noch immer in regelmäßigem Austausch. In der diesjährigen im Februar 2022 gestarteten Schüler:innengeneration begleiten wir sechs Jugendliche, die die von uns finanzierte Ausbildung am Bogotá Institute of Technology durchlaufen und denen wir somit einen Einstieg in den IT-Sektor ermöglichen. Mit den meisten dieser Schüler:innen stehen wir in regelmäßigem Kontakt, um sie bei der IT-Jobsuche zu begleiten.

„Die Jugendlichen können mit dem Programmieren nicht nur ihre Leidenschaft verfolgen, sondern sind auch durch ein stabiles Einkommen abgesichert.“

Wie genau bringen Sie sich bei Techdalo ein? Was sind Ihre Aufgaben?

Mittlerweile sind meine Aufgaben als Leitung des Start-ups vor allem die Koordination unseres fünfköpfigen Teams aus kolumbianischen und deutschen Studierenden sowie die strategische Ausrichtung des Projektes. Zudem bin ich in Kontakt mit kolumbianischen Bildungsinstituten und Schulen, um diese für Techdalo zu begeistern.

Was motiviert Sie zu Ihrem Engagement?

Zu sehen, wie junge Schüler:innen in Kolumbien ihre beruflichen und persönlichen Träume durch unsere Hilfe verwirklichen können, ist eine unfassbar große Motivation für mich. Der bislang prägendste Moment für mich war, als die erste Schülerin in unserem Programm es schaffte, einen IT-Job zu erreichen und sich bei uns mit einer emotionalen Nachricht bedankte. In dem Moment habe ich begriffen, dass wir mit unserer Arbeit wirklich etwas verändern können.

Wie viele Spendengelder benötigen Sie und wofür möchten Sie diese einsetzen?

Die Ausbildungskosten für eine:n Schüler:in belaufen sich derzeit auf ungefähr 900 Euro. Hiermit bezahlen wir vor allem die Ausbildung am professionellen IT-Institut in Kolumbien sowie zusätzliche Weiterbildungsangebote. Im nächsten für Anfang 2023 geplanten Jahrgang möchten wir sechs bis acht weiteren Schüler:innen diese Chance ermöglichen. Mit einer Spende von 50 Euro können wir zum Beispiel einem oder einer Schüler:in eine sechsmonatige Mitgliedschaft bei der Lernplattform Platzi finanzieren. Somit kann der oder die Schüler:in Zusatzqualifikationen und Zertifikate erlangen, die entscheidend zur gelingenden Jobsuche im IT-Bereich beitragen können.

Wie können Personen Ihr Projekt außerdem unterstützen?

Besonders hilfreich für uns sind Kontakte zu kolumbianischen Unternehmen oder solchen, die Standorte in dem südamerikanischen Land haben. Hierdurch können Sie uns helfen, unser Netzwerk an Unternehmen in Kolumbien weiter auszubauen. Das hilft uns dabei, unsere Schüler:innen schneller an Arbeitsstellen zu vermitteln oder ihnen zusätzliche Bildungsangebote, wie etwa Workshops, anbieten zu können.

Wie sind Sie zur Studienstiftung gekommen?

Auf die Studienstiftung bin ich durch Bekannte aus dem Bereich des sozialen Engagements aufmerksam geworden. Ein Hochschullehrer hat mich dann für das Stipendium vorgeschlagen. Die aufregendste Hürde zum Stipendium war auf jeden Fall das mehrtägige Auswahlseminar. In Gruppendiskussionen und Interviews lernte ich eine Vielzahl spannender Menschen kennen, die sich für verschiedenste Ziele einsetzen. Vor allem Studierenden, die sich für wichtige soziale Themen einsetzen, kann ich eine Bewerbung nur empfehlen.

Für seinen Einsatz zeichnet die Studienstiftung des deutschen Volkes Jonas Will als Finalist im Rahmen des Engagementpreises 2023 aus.

Weitere Informationen, Kontakt und Spendenmöglichkeit

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Stand: November 2022