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13/03/2024

Gottfried Wilhelm Leibniz-Preise 2024: Sechs Ehemalige der Studienstiftung ausgezeichnet

Die ausgezeichneten ehemaligen Geförderten der Studienstiftung: Prof. Dr. Ulrike Herzschuh, Prof. Dr. Jörn Leonhard, Prof. Dr. Peter Schreiner, Prof. Dr. Moritz Helmstaedter, Prof. Dr. Eva Viehmann, Prof. Dr. Jonas Grethlein (v. o. l. im Uhrzeigersinn)

Der von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) vergebene Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis ist der wichtigste Forschungsförderungspreis in Deutschland. Unter den zehn Preisträger:innen 2024 sind gleich sechs Ehemalige der Studienstiftung. Wir gratulieren Prof. Dr. Jonas Grethlein, Prof. Dr. Moritz Helmstaedter, Prof. Dr. Ulrike Herzschuh, Prof. Dr. Jörn Leonhard, Prof. Dr. Peter Schreiner und Prof. Dr. Eva Viehmann sehr herzlich zu dieser Auszeichnung!

Der mit jeweils 2,5 Millionen Euro Preisgeld dotierte Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis gilt als Deutschlands wichtigste Auszeichnung für exzellente Wissenschaftler:innen. Das Preisgeld können die Ausgezeichneten über einen Zeitraum von sieben Jahren für ihre Forschungsarbeit verwenden – völlig frei und ohne bürokratischen Aufwand. Die Preisverleihung findet am 13. März 2024 in Berlin statt.

Der Hauptausschuss der DFG wählte die zehn Preisträger:innen aus insgesamt 150 Vorschlägen aus. Dass über die Hälfte der Preisträger:innen Ehemalige der Studienstiftung sind, ist eine besondere Freude. Wir haben sie gefragt, wie sie die Förderung auf ihrem persönlichen sowie beruflichen Weg geprägt und welche Möglichkeiten ihnen das Stipendium eröffnet hat.

„Beim Auswahlseminar habe ich einen meiner besten Freunde kennengelernt“

Prof. Dr. Jonas Grethlein hat einen Lehrstuhl für Griechische Literaturwissenschaft an der Universität Heidelberg inne und zählt zu den weltweit führenden Gräzisten. Er forscht zur Narratologie antiker Erzählformen, zur antiken Ästhetik und zum Geschichtsbild in antiken historiographischen und erzählenden Texten. Grethlein studierte, gefördert von der Studienstiftung, Klassische Philologie und Geschichte an den Universtäten Göttingen, Oxford und Freiburg. In Freiburg wurde er 2002 mit einer Arbeit zur Konstruktion kollektiver Identität in der griechischen Tragödie promoviert. Ab 2003 leitete er eine Emmy Noether-Gruppe in Freiburg, wo er sich 2005 habilitierte. Nach der Auszeichnung mit dem Heinz Maier-Leibnitz-Preis der DFG 2006 und einer Station als Assistant Professor an der University of California in Santa Barbara folgte 2008 der Ruf nach Heidelberg.

„Wichtig für meine Erfahrung in der Studienstiftung war der Austausch über Fächergrenzen hinweg, den ich bei einer Sommerakademie und bei mehreren Sprachkursen erlebt habe“, sagt Grethlein. Dass auf den Veranstaltungen der Studienstiftung besondere Freundschaften entstehen, hat auch er erfahren: „Beim Auswahlseminar habe ich einen meiner besten Freunde kennengelernt.“

„Den Austausch mit Stipendiat:innen anderer Fachrichtungen habe ich sehr geschätzt“

Der Hirnforscher Prof. Dr. Moritz Helmstaedter ist seit 2014 Direktor am Max-Planck-Institut (MPI) für Hirnforschung in Frankfurt am Main. Sein Spezialgebiet ist die Konnektomik, die sich mit Netzwerkeigenschaften des Nervensystems beschäftigt. Unter anderem erforscht er, wie die Großhirnrinde sensorische Erfahrungen speichert und nutzt, um Objekte in der aktuellen Umgebung zu erkennen. Unterstützt mit einem Stipendium der Studienstiftung studierte Helmstaedter parallel Medizin und Physik an der Universität Heidelberg. Seine Promotion fertigte er am MPI für medizinische Forschung in Heidelberg an, wo er seinen Postdoc anschloss. 2011 wurde er Forschungsgruppenleiter am MPI für Neurobiologie in München. 2014 folgte die Ernennung zum Direktor am MPI für Hirnforschung in Frankfurt. Seit 2016 ist er zugleich Professor für Neuronale Netzwerke an der Radboud Universität in Nijmegen.

Seine Zeit als Stipendiat hat Helmstaedter in bester Erinnerung: „Den Austausch mit Stipendiat:innen anderer Fachrichtungen, insbesondere auf einer Sommerakademie in St. Johann, habe ich sehr geschätzt. Zudem hat mir die Förderung durch die Studienstiftung ermöglicht, mich ohne finanzielle Sorgen meinem Medizin- und Physikstudium zuzuwenden.“ Selbstverständlich war für ihn daher, etwas zurückzugeben, etwa indem er über mehrere Jahre hinweg die Auswahlarbeit der Studienstiftung als Kommissionsmitglied unterstütze.

„Die Studienstiftung ermöglichte mir eine freie Wahl des Promotionsthemas ohne weitere Projektverpflichtungen“

Prof. Dr. Ulrike Herzschuh ist Geoökologin und eine der führenden Wissenschaftler:innen an der Schnittstelle zwischen Erdsystemwissenschaften und Biodiversitätsforschung. Am Potsdamer Standort des Alfred-Wegener-Instituts, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung leitet sie die Sektion Polare Terrestrische Umweltsysteme. In ihrer Forschung untersucht sie den Einfluss von Klimaveränderungen auf die Biodiversität und Funktionsweise von Polargebiete und hat hierzu zahlreiche innovative Methoden entwickelt, etwa zur der Analyse fossiler DNA in Sedimenten. Herzschuh studierte Biologie an der FU Berlin, wo sie im Anschluss mit einem Promotionsstipendium der Studienstiftung ihre Dissertation ebenfalls im Fach Biologie verfasste. Nach Abschluss der Promotion und einem Aufenthalt an der Universität Bergen wurde sie 2005 Juniorprofessorin an der Universität Potsdam. Seit 2012 ist sie neben ihrer Professur an der Universität Potsdam Sektionsleiterin am Alfred-Wegener-Institut. Darüber hinaus gehört Herzschuh verschiedenen internationalen Expertengremien an.

Besonders bedeutsam war für sie, dass ihr die Förderung der Studienstiftung eine freie Wahl des Promotionsthemas ohne weitere Projektverpflichtungen ermöglichte. Durch die finanzielle Unterstützung von Auslandsvorhaben konnte sie während dieser Zeit an Geländearbeiten in der Wüste Gobi und dem Qilian-Gebirge in Nordchina teilnehmen, um Proben für ihre Doktorarbeit zu nehmen. „Darüber hinaus habe ich die Vernetzung mit anderen Stipendiat:innen in interdisziplinären Seminaren genossen“, schließt Herzschuh.

„Danke für einen Vertrauensvorschuss, der mir vieles in wirklich entscheidenden Momenten möglich machte“

Prof. Dr. Jörn Leonhard ist Professor für Neuere und Neueste Geschichte an der Universität Freiburg. Seine Forschungsschwerpunkte liegen in der europäischen und transatlantischen Kultur- und Politikgeschichte seit dem 18. Jahrhundert. Er studierte in Heidelberg und Oxford Geschichte, Politische Wissenschaften und Germanistik. Promoviert wurde er 1998 in Heidelberg mit einer begriffsgeschichtlichen Arbeit zum Liberalismus. Nach einem Fellowship in Oxford habilitierte er sich 2004 ebenfalls in Heidelberg. Es folgte eine Hochschuldozentur an der Universität Jena und dann 2006 der Ruf nach Freiburg, wo er unter anderem Gründungsdirektor des Freiburg Institute of Advanced Studies war.

Die Förderung der Studienstiftung war für seinen persönlichen und akademischen Weg enorm prägend, rekapituliert Leonard: „Ich wurde 1986 von meiner Schule nach dem Abitur vorgeschlagen und zu Beginn meines Studiums in Heidelberg aufgenommen. In den nächsten Jahren habe ich vor allem vom ideellen Förderangebot profitiert – ein phantastischer Sprachkurs in Broadstairs / Kent ebnete den Weg zum Studium in Oxford, wo ich den Master in Modern History machte. Das wäre ohne die große Hilfe der Studienstiftung im Blick auf die schon damals hohen Studiengebühren sonst kaum denkbar gewesen. Ohne dieses Studium wiederum hätte ich mich nach meiner Heidelberger Promotion 1998 nicht auf ein Research Fellowship in Oxford beworben.

Ab 1994 bis 1997 habe ich ein Promotionsstipendium erhalten. Das gab mir eine enorme Freiheit und Mobilität. Die ganz unbürokratische und flexible Hilfe aus Bonn bei meinen zahlreichen langen Auslandsaufenthalten in Großbritannien, Frankreich und Italien waren eine ganz wichtige Voraussetzung zum Erfolg der Promotion – und die internationale Erfahrung für meinen weiteren Karriereweg entscheidend. Ich habe danach, wo immer möglich, versucht, etwas ,zurückzugeben‘: mit einer von mir veranstalteten Arbeitsgruppe beim Geisteswissenschaftlichen Kolleg über zwei Jahre mit vier Seminaren, über Sommerakademien, dann als Vertrauensdozent über lange Jahre in Freiburg und immer wieder als Gutachter.“

„Die Förderung der Studienstiftung war in ideeller, aber auch finanzieller Hinsicht ganz wesentlich für meine persönliche Entwicklung“

Prof. Dr. Peter R. Schreiner, Inhaber des Liebig-Chairs der Justus-Liebig-Universität Gießen, ist Professor für Organische Chemie. Er forscht zur Reaktionskontrolle am Überschneidungsbereich der organischen, physikalischen und theoretischen Chemie. Nach dem Studium der Organischen Chemie in Erlangen-Nürnberg und an der University of Georgia in Athens / USA verfasste er seine Dissertation in Organischer Chemie in Erlangen-Nürnberg, unterstützt mit einem Promotionsstipendium der Studienstiftung, und erwarb zudem einen Ph.D. in Computerchemie an der University of Georgia. Im Anschluss an seine Habilitation 2000 in Göttingen und zwei Jahren als Associate Professor an der University of Georgia wurde er 2002 zum Professor und Direktor des Instituts für Organische Chemie auf den Liebig-Lehrstuhl der Universität Gießen berufen.

„Da ich aus einer Arbeiterfamilie stamme, war die Förderung der Studienstiftung in ideeller, aber auch finanzieller Hinsicht ganz wesentlich für meine persönliche Entwicklung. Dementsprechend zügig konnte ich promovieren“ sagt Schreiner über seine Förderzeit. „Später habe ich die Ideen und Werte der Studienstiftung als Vertrauensdozent (2007–2012) weitertragen dürfen – dabei habe ich auch viel von den geförderten jungen Leuten gelernt.“

„Zwei Sommerakademien haben mir für die Wahl meines Fachgebietes und Promotionsthemas entscheidende Impulse gegeben“

Prof. Dr. Eva Viehmann hat seit 2022 einen Lehrstuhl für Theoretische Mathematik an der Universität Münster inne. Ihre Forschungsarbeit befasst sich mit der arithmetischen algebraischen Geometrie im Rahmen des Langlands-Programms. Sie studierte, gefördert von der Studienstiftung, Mathematik in Bonn, wo sie auch ihre Dissertation in Arithmetischer Geometrie anfertigte. Im Anschluss war sie wissenschaftliche Mitarbeiterin in Bonn, arbeitete während dieser Zeit als Postdoc an der Université Paris-Sud in Orsay sowie als Gastwissenschaftlerin in Chicago. Nach ihrer Habilitation 2010 erhielt sie ein Heisenberg-Stipendium der DFG. 2012 wurde sie als Professorin für Algebra an die TU München berufen.

„Zwei Sommerakademien in St. Johann bei Professor Harder und Professor Faltings, diese spezialisiert innerhalb der Mathematik, haben mir für die Wahl meines Fachgebietes und Promotionsthemas entscheidende Impulse gegeben“, resümiert Viehmann über die Bedeutung der Förderung der Studienstiftung für ihren akademischen Werdegang. Besonders seien ihr zudem die Treffen ihrer Vertrauensdozentengruppe in Bonn in Erinnerung und die dortigen Begegnungen mit Studierenden anderer Fachrichtungen.